Junge Musiker meistern gewaltiges Programm
Junge Musiker meistern gewaltiges Programm

Junge Musiker meistern gewaltiges Programm

Lesen Sie den Bericht über das Sinfo-Konzert aus der NGZ

Neuss. Nur zwei Tage nach dem Erwachsenenorchester der Musikschule der Stadt Neuss lud "Sinfo!", das Jugendsinfonieorchester der Schule, zum Konzert ins Zeughaus. Leider hatten die jungen Musiker mitten in der Woche nur halb so viele Zuhörer.

Das war vor allem deshalb schade, weil der Leiter Ralf Beckers in Zusammenarbeit mit Joana Kröger und Julius Meier ein nicht nur anspruchsvolles, sondern auch hochinteressantes modernes Programm sorgfältig einstudiert hatte. Zur Eröffnung und zum Freispielen gab es die Ouvertüre zu Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt". Gewaltig aufgelegte Blechbläser spielten zunächst die Streicher trotz fünf Violoncelli und Kontrabass in Grund und Boden. Erst das Klarinettensolo (Tobias Janßen) brachte reizvolle Ruhe, dem sich ein abgeklärtes Violinsolo des Konzertmeisters Manh-Tin Ngyuen anschloss. Der französische Komponist Paul Dukas hat 1906 eine "Villanelle" als Prüfungsstück für die Hornklasse des Pariser Conservatoire geschrieben. Den technischen Herausforderungen mit Schikanen wie Stopftönen, raschen Skalen und Naturhornspiel stellte sich das junge Orchestermitglied Max Linßen in bravouröser Manier. Gut disponiert spielte das Orchester die einer Filmmusik ähnelnde spätromantische "Somerset Rhapsody" von Gustav Holst, bevor es spektakulär wurde. Der 1974 gestorbene französische Komponist Darius Milhaud, der unter anderen auch bei Paul Dukas studiert hat, ist auf deutschen Podien höchst selten zu hören.

Umso schöner, dass "Sinfo!" vier seiner fünf Sätze der "Suite Symphonique Nr. 2 spielte. Das war eine enorme Herausforderung. Denn Milhaud schreibt neben ausgeprägter Melodik und breiten Farben vor allem polytonal, schichtet mehrere Tonarten übereinander, nutzt lateinamerikanische Rhythmen und synkopierten Jazz. All diese Schwierigkeiten (auch für den Zuhörer) meisterten die jungen Spieler geradezu grandios. Das würdigte auch der entsprechende Beifall. Zur Entspannung gab es als Zugabe einen von Ralf Beckers - "Ein Leben ohne Grieg ist undenkbar!" - für sein Orchester arrangierten Satz aus dessen "Holberg-Suite".

(Nima)