„Edelweiß und Goldlamé“
Gestickte Haussegen auf Luxuspapier im Feld-Haus
Im 19. und 20. Jahrhundert hingen sie in bürgerlichen Haushalten an der Wand, heute erinnert an sie eine Auswahl von mehr als 70 Objekten aus der Sammlung des Feld-Hauses. Die Rede ist von der am Sonntag, 5. Juni 2016, beginnenden Ausstellung „Edelweiß und Goldlamé - gestickte Haussegen, die in den 1880 Jahren eine neue, kostengünstigere Herstellungsart erfuhren: die Stickerei auf Lochkarton. Den Untergrund bildet ein Bogen aus so genanntem Papierkanevas, das den locker gewebten Kanevas oder Stramin aus Hanf nachahmte. Auf dem mit feinen Löchern versehenden Papier wurden belehrende Sprüche aus der Bibel, Psalmverse oder Sprichwörter gestickt und mit getrockneten Farnwedel, Edelweiß, Oblaten oder auch aus Zelluloid geprägte Portraits verziert.
Dr. Ulf Sölter, stellvertretender Leiter des Clemens Sels Museums, hebt die Besonderheit der dritten Ausstellung nach der Wiedereröffnung der Museums-Dependance hervor: „Dieses Mal ist ein Technik-Thema als Leitmotiv bestimmt und ich freue mich, dass wir neben gerahmten, hängenden Werken auch kleinformatige Objekte wie Lesezeichen oder Stammbuchblätter in Vitrinen präsentieren können.“
Nach ihrer Blütezeit erfuhren die zum Teil sehr aufwändig arrangierten Arbeiten nur wenig Beachtung und allgemeine Geringschätzung. Den vielen Beschädigungen nahm sich Restaurator Marcus Janssens vom Stadtarchiv Neuss an. Er behob Lichtschäden, Schimmel auf den getrockneten Pflanzen, sogar Insektenfraß. „Der ganze Bestand ist nun so aufbereitet, dass er für die Zukunft überlebt“, so Janssens. Für die Konservierung notwendig, ist auch das Rückenmaterial der Objekte herausgenommen und durch säure- und keimfreie Materialen ersetzt worden.
Die industrielle Produktion erlaubte eine massenhafte Fabrikation des Trägermaterials mit Vordrucken, das ebenfalls in der Weiterverarbeitung schnell zu handhaben war. „Im Schnitt schaffte man in einer Stunde vier Objekte. Diese wurden dann auch zu Hochzeiten oder zum Mutterglück verschenkt“, so Kunsthistorikerin Romina Pieper, die neben Sölter die Ausstellung kuratiert. Gefördert wurden die Arbeiten von der Sparkasse Neuss und dem Erzbistum Köln. Die Ausstellung ist bis zum 23. Oktober 2016, Berger Weg 5 auf dem Kirkeby-Feld zwischen Insel Hombroich und Raketenstation, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.