Das Globe Theater in Neuss, Foto: Christoph Krey.

Shakespeare Festival 2017

Ein Festival, tausend Momente: Am 9. Juni 2017 beginnt das 27. Shakespeare Festival im Globe Neuss.

Bis zum 8. Juli stehen 33 Veranstaltungen auf dem Plan, deren Spektrum vom „Shakespeare für Anfänger“ bis zu den anspruchsvollsten Inszenierungen und Musikdarbietungen reicht; speziell für Kinder ist ein prall gefüllter Tag voll (Schau-)Spiel konzipiert und parallel zum Festival werden erstmals drei legendäre Shakespeare-Verfilmungen im Kino gezeigt. „Ich bin hingerissen von dem Programm, welches dieses Jahr wieder an Qualität und Heterogenität auf die Beine gestellt wurde. Es gibt viele neue Facetten und Inszenierungen zu entdecken“, so Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs.

Das Rheinische Landestheater begibt sich, ganz „Wie es Euch gefällt“, in die Tiefen des Waldes von Arden, die bremer shakespeare company präsentiert „Shakespeare durch die Blume“, und das Neue Globe Theater Potsdam wird sich mit den Fehlern auseinandersetzen, die „König Lear“ bei der Erziehung seiner Töchter gemacht hat. Als NRW-Premiere bringt die Münchner Otto-Falckenberg-Schule ihr „Pony Camp: Troilus & Cressida“ nach Neuss – eine junge, freche Betrachtung der Helden, die inzwischen genug von dem sinnlosen Trojanischen Krieg haben.

Aus England kommen sechs Highlights: Gleich zu Beginn des Festivals zeigt Richard Twyman, der ehemalige Associate Director des Royal Court Theatre in London, seinen faszinierenden „Othello“, den er mit der Tobacco Factory und dem English Touring Theatre auf die Bühne bringt. Stephen Jameson und seine Mountview Productions halten in diesem Jahr dem Protagonisten des Festivals einen einstmals berühmten Kollegen entgegen: Ben Jonson, der sich vor allem mit seinen geistreichen Komödien einen Namen gemacht hat. Sein „Alchemist“ von 1610 ist eine Satire auf alles, was im London der späten Renaissance en vogue war.

Erfreuliche Kunde erreichte uns aus Newbury: Paul Hart, der einst als stellvertretender Direktor der Propeller Company wirkte, hat im letzten Jahr die künstlerische Leitung des Watermill Theatre übernommen – der ehemaligen Residenz der Propellers. Mit seinem Debüt konnte er einen verheißungsvollen Erfolg feiern, der nun auch in Neuss zu sehen sein wird: Eine „Romeo & Juliet“-Inszenierung, die trotz ihrer Rasanz nicht ohne magische Momente ist und ganz besonders beim jungen Publikum viel Anklang finden dürfte, wie ein englischer Premierenkritiker meinte. Sicher wird auch die „Twelfth Night“ des Watermill Theatre, die neben der turbulenten Veroneser Tragödie auf dem aktuellen Programm der Kompanie steht, ein Hingucker.

Sehr britisch sind natürlich auch die unwiderstehlichen Lectures von Patrick Spottiswoode, der wieder mit einem restlos überfülltem Haus wird rechnen dürfen, wenn er seine unterhaltsam-lehrreichen Betrachtungen vorstellt. Und wenn schließlich die HandleBards aus London ins Globe einrollen, steht uns ein „Sommernachtstraum“ bevor, wie wir ihn seit Irina Brooks „En attendant le songe“ nicht gesehen haben: Die vier passionierten Radfahrer – in HandleBards vermischen sich der „Fahrradlenker“ (engl. handlebar) und der Barde – führen auf kleinstem Raum alle nötigen Requisiten mit sich, mit denen sie sich für Oberon und Titania, für Zettel und Schnauz, für Pyramus und Thisbe abstrampeln.

Herrlich verrückt wird es auch bei der Companhia do Chapitô aus Lissabon mit „Macbeth, die Komödie“. Dass dies trotz aller Hexereien, finsteren Prophezeiungen und Mordkomplotte funktioniert, zeigen die drei Schauspieler zunächst in einer englischen und dann in einer portugiesischen Aufführung. Wer das „Scottish Play“ in einer klassisch-stilisierten Version vorzieht, sollte sich keinesfalls den sensationellen „Macbeth“ des Tang Shu-Wing Theatre Studio aus Hongkong entgehen lassen. Nach ihrem unglaublichen „Titus Andronicus“ (2013) werden die chinesischen Akteure auch in diesem Jahr mit ihrer zeitlosen, enorm intensiven Spielweise die Zuschauer in Bann schlagen.

Ein weiterer Höhepunkt kommt vom Atelier Théâtre Actuel aus Paris: „Le Cid“ von Pierre Corneille, einem der französischen Klassiker schlechthin. Zwanzig Jahre nach Shakespeares Tod uraufgeführt, befasst sich diese Tragikomödie mit dem unverwüstlichen Konflikt zwischen Liebe und Ehre – paarweise gereimt in Alexandrinern und mit Happy End!
 
Mit dem Gastspiel des belgischen Ensembles Scherzi Musicali wird die Bühne des Globe zum Schauplatz zweier berühmter „Semi-Operas“ nach William Shakespeare: Henry Purcells „Fairy Queen“ und „Tempest“ bilden die Grundlage eines besonderen Konzertereignisses für alle Menschen, die Musik in sich haben.

Ein musikalisches Vergnügen beschließt auch das 27. Shakespeare Festivals: Caroll Vanwelden stellt ihren dritten „Shakespeare in Jazz“ vor, mit dem sie an die beiden Programme anknüpft, die das Publikum des Neusser Globe in früheren Jahren begeistert haben. Auch die neue Kollektion verspricht eine unverwechselbare, unvergessliche Mischung aus rasanter Virtuosität und ergreifend sensibler Lyrik – und wenn Petrus auch dieses Mal mitspielt, erfüllt sich in diesem Finale der Satz All’s well that end’s well.

Die Karten (zuzüglich zwölf Prozent Vorverkaufsgebühr) gibt es ab Samstag, 25. März 2017, neun Uhr, bei den bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 02131/52699999 (montags bis freitags, 8 bis 20 Uhr, samstags, 9 bis 18 Uhr, sowie sonntags und an Feiertagen, 10 bis 16 Uhr) oder im Internet unter www.shakespeare-festival.de.

Alle Theaterfans und Shakespeare-Begeisterte haben die Gelegenheit, sich am Samstag, 1. Juli 2017, im Rahmen von „Discover Shakespeare“ intensiv mit Shakespeare zu befassen.   

In Zusammenarbeit mit dem Shakespeare Globe Zentrum Deutschland bietet das Shakespeare Festival mit „Globe Neuss Education 2017“ verschiedene Programme an, wie den „Kinder-Shakespeare-Tag“ oder „Behind The Scene“, eine Interaktive Führung im Globe.

Veranstaltungsort der Aufführungen ist das Globe Neuss an der Rennbahn, Stresemannallee, 41460 Neuss. Die Shakespeare-Verfilmungen werden in verschiedenen Kinos gezeigt.

Globe-Theater