Neuss und das Eis
Am Sonntag eröffnete die Sonderausstellung „GELATO! Italienische Eismacher am Niederrhein“ im Clemens Sels Museum Neuss.
Mit der Frage, wie das Eis aus Italien an den Niederrhein gekommen ist, beschäftigt sich die Sonderausstellung „Gelato! Italienische Eismacher am Niederrhein“ des Clemens Sels Museums. Bei der Eröffnung mit Museumsleiterin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz und Kurator Dr. Carl Pause am vergangenen Sonntag waren unter anderem Dario Olivier, Präsident von Uniteis e.V., Union der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland, Aduo Vio von der Associazione Bellunesi nel mondo – Verein der Belluneser in der Welt, und die Eismacherin Claudia Zampolli zu Gast. In der Ausstellung geht es auch um das im Jahr 1936 gegründete Neusser Eiscafé Zampolli. Ernesto Zampolli aus Pralongo, der einer Familie von Kleinbauern und Handwerkern entstammte, gründete es im Jahr 1936 in Neuss.
Die Anfänge der sommerlichen Erfrischung am Niederrhein reichen etwas mehr als 100 Jahre zurück. Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten italienischen Eismacher in die Städte zwischen Köln und Kleve. In den 1920er Jahren eröffneten sie dann die ersten Eisdielen, die schließlich in den 1950er Jahren überall zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes wurden. Heute gibt es etwa 4.000 Eiscafés in Deutschland, die meisten davon werden von italienischen Eismachern betrieben – und diese wiederum stammen zu drei Viertel aus zwei Tälern in den Dolomiten: dem Val di Zoldo und dem Val di Cadore.
Die venezianischen Dolomiten gehörten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den ärmsten Regionen Europas. Nur wenige Familien konnten sich durch die Landwirtschaft ernähren. Häufig waren die Männer gezwungen, den Sommer über als Wanderarbeiter in die Fremde zu gehen. Im Val di Zoldo und dem Val di Cadore fanden die Menschen eine ungewöhnliche Strategie zur Sicherung des Lebensunterhalts: Sie wurden Eismacher!
Die Herstellung von Eis war vor Erfindung der Kühlmaschinen ein aufwändiges Verfahren. Wer gutes Eis machen konnte, besaß ein Wissen, das ihn von anderen unterschied. Und so fanden die italienischen Eismacher zunächst in Österreich und dann in Deutschland reichlich Abnehmer. Für die Männer aus den Dolomiten blieb die Migration weiterhin auf den Sommer beschränkt. Sie arbeiteten zumeist nur von März bis September in Deutschland, um den Rest des Jahres bei ihrer Familie in der Heimat verbringen zu können.
„Gelato!“ ist bis Sonntag, 17. September 2017, im Clemens Sels Museum zu sehen. Kurator Dr. Pause führt am Donnerstag, 29. Juni 2017, um 15.30 Uhr durch die Ausstellung. Die Führung dauert circa 45 Minuten und kostet drei Euro zuzüglich des Eintritts. Passend zur Ausstellung findet am Sonntag, 9. Juli 2017, 11 bis 18 Uhr, das „FEST DEL GELATO“ statt, ein buntes Familienfest im Clemens Sels Museum.