In Leuven erklingen die Glocken
Friedensglockenspiel in der Parkabtei spielt sogar das Neusser Heimatlied.
Ein bewegendes Friedensprojekt mit europäischer Dimension hat seinen feierlichen Höhepunkt gefunden. Am Sonntag dem 11. November – genau 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs – machten sich 150 Neusserinnen und Neusser auf den Weg nach Belgien. In der Parkabtei in Leuven konnten sie zum ersten Mal hören, wie das nachgebaute Neuss-Leuvener Glockenspiel klingt. 40 kleine und große Glocken hängen oben im Turm - als Symbol für Frieden und Freundschaft. Zahlreiche Menschen aus Neuss und Leuven haben die Glocken gestiftet – sie wollten mithelfen, das im Ersten Weltkrieg von einem Neusser Landsturm-Bataillon zerstörte Glockenspiel nachzubauen.
Der Anstoß für das grenzüberschreitende Kooperationsprojekt der Städte Neuss und Leuven kam vom Neusser Stadtarchivar Dr. Jens Metzdorf. Nach seinen Forschungen und ersten wissenschaftlichen Kontakten, unterzeichneten die Bürgermeister beider Städte eine Vereinbarung, die darauf abzielte, durch kulturelle Zusammenarbeit neu zu verbinden, was durch Flammen im Ersten Weltkrieg zerstört wurde.
Ein einzigartiges Friedensprojekt
Die Stadt Neuss hat 40.000 Euro für eine der größten Glocken gespendet. Die Neusser Bürgerinnen und Bürger haben diese Summe nach einem Spendenaufruf noch mehr als verdoppelt. Insgesamt kamen knapp 90.000 Euro in Neuss zusammen. Das Geld stammt von Privatleuten, zahlreichen Vereinen und Unternehmen sowie Mitgliedern des Rates. Im Glockenturm hängen nun 40 Glocken – gespendet von Neussern und Leuvenern als ein einzigartiges Symbol der Völkerverständigung. Die Neusser Glocke ist eine der drei großen Glocken des Friedensglockenspiels und trägt, ebenso wie die der Stadt Leuven, die Inschrift „his campanis crescant pax concordiaqve“, zu deutsch: Mögen Frieden und Eintracht durch diese Glocken wachsen. Die Neusser Glocke trägt zudem das Neusser Wappen sowie die Inschrift „Quirinus“.
Zerstörung durch Neusser Landsturm-Bataillon
Beim großen Brand der Stadt Leuven, der in der Nacht des 25. August 1914 mutwillig von deutschen Truppen ausgelöst wurde, verloren mehr als 240 Leuvener Bürgerinnen und Bürger ihr Leben und mehr als 1.000 Wohnhäuser, zahlreiche Denkmäler und Kunstwerke der alten Universitätsstadt fielen den Flammen zum Opfer. Maßgeblich beteiligt an dieser Gräueltat waren auch Soldaten eines Neusser Landsturm-Bataillons.
Künftig wird das Glockenspiel täglich von 8 Uhr bis 22 Uhr mehrmals in der Stunde zu hören sein.