Frühmittelalterlicher Fischer. Rekonstruktion: Jörg Nadler, Foto: Jörg Nadler

Fisch Land Fluss

Der Geschichte der Fischerei an Rhein und Erft widmet sich eine neue Ausstellung im Clemens Sels Museum Neuss

2509 Fisch Land Fluss 04.JPGFisch gehört zu den ältesten Nahrungsmitteln des Menschen. Ob Lachs, Hecht, Karpfen oder Brassen – in Flüssen und Seen fand der Mensch in früheren Jahrhunderten reichlich Nahrung. Auch der Rhein und die Erft waren fischreiche Gewässer. Wie sich die Fischerei auch in Neuss seit der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren bist heute entwickelt hat, beleuchtet die neue Ausstellung „Fisch Land Fluss – eine Zeitreise durch die Fischereigeschichte“ im Clemens Sels Museum Neuss, Am Obertor, die von Sonntag, 27. September 2020, bis zum 31. Januar 2021 zu sehen ist. „Nach Altbier, Eis und Naschwaren widmen wir uns jetzt einem unzweifelhaft gesunden Nahrungsmittel“, so Museumdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz.

2509 Fisch Land Fluss 02.JPGSpannende Exponate und viele originalgetreue Nachbildungen entführen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung in wunderbare Wasserwelten und mehr als zehntausend Jahre Fischereigeschichte. „Früher gab es neben dem Hauptarm des Rheins viele Nebenarme mit teilweise fast stehenden und seichteren Gewässern, die wichtige Laichgründe für verschiedene Fischarten boten“, erläutert Dr. Carl Pause, Kurator der Ausstellung. Das zog Wanderfische wie Lachse, Maifische und Aale an, die "Brotfische" und damit die Haupteinnahmequellen der Neusser Rheinfischer. Im Rhein und seinen Nebenflüssen wurden auch Weißfische wie Barben, Nasen, Döbel oder Brassen gefangen.

2509 Fisch Land Fluss 03.JPGDie Grundformen der heutigen Fischereigeräte, die noch heute in der Berufsfischerei gebräuchlich sind, – Angeln, Netze, Reusen und Speere – waren schon vor über 8.000 Jahren bekannt. In römischer Zeit deckten erstmals Berufsfischer die immense Nachfrage nach Fisch. Durch die Einführung verbesserter Fischereitechniken erlebte die Fischerei unter den Römern einen Aufschwung. Bedingt durch die langen Fastenzeiten, in denen kein Fleisch gegessen werden durfte, war Fisch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit ein gefragtes Nahrungsmittel. Frischer Fisch stand aber nur reichen Bürgern und Adligen zur Verfügung, der einfache Mann musste sich mit Salzheringen und Stockfisch begnügen. Störe und Hechte waren als "Herrenfische" sogar dem Adel vorbehalten. Zum Fang der Fische setzten die Rheinfischer vor allem Zugnetze, also Waden oder Zegennetze, ein. Daneben wurden auch Karpfen in Teichen und Gräften gezüchtet. Mit der in den Niederlanden entwickelten Schokkerfischerei wurde der Aal Anfang des 20. Jahrhunderts zum Hauptfangfisch im Rhein.

Die mit der Industrialisierung einhergehende Wasserverschmutzung entzog im 20. Jahrhundert den Berufsfischern zunehmend die Grundlagen. In den 1940er Jahren verschwanden Lachs und Maifisch aus dem Rhein. In den 1970er Jahren stellten dann die meisten Aalschokker ihren Betrieb ein. Seitdem haben Umweltschutzmaßnahmen die Wasserqualität im Rhein erheblich verbessert. Lachs und Maifisch wurden wieder angesiedelt. Durch den Fernschiffverkehr und die Öffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals gelangten viele fremde Tiere und Pflanzen in den Rhein und seine Nebengewässer. Sie verdrängten zum Teil einheimische Arten.

Eine umfangreiche Begleitpublikation mit Beiträgen zur Fischereigeschichte an Rhein und Erft ist aktuell erschienen und ab sofort zum Preis von 12,95 Euro im Museumsshop erhältlich.

 

(Stand:25.09.2020/Spa)