Verbraucherzentrale Neuss stellt Jahresbericht 2023 vor

Fragen rund um die Energiekrise dominierten die Arbeit der Beratungsstelle

Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Fragen und Probleme rund um die Energiekrise prägten 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale in Neuss. „Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“, berichtet Dorothea Khairat, Leiterin der Beratungsstelle, bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

3410 Mal wendeten sich Menschen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale in Neuss. Allein 37 Prozent der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie. Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, damit die Bürger*innen davon profitieren konnten. „Zudem waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert. Schnelle Reaktion und Hilfe war in diesen Fällen besonders gefragt“, erläutert Berater Christian Fuchs.

„Ich bin dankbar, dass das Team der Verbraucherzentrale in Neuss stets aktuelle Themen aufgreift und sich nach den Bedürfnissen der
Neusserinnen und Neusser richtet. So ist die Verbraucherzentrale in unserer Innenstadt in den letzten Jahren zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden und die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass sie hier kompetent beraten werden“, betont Bürgermeister Reiner Breuer.

„Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe“, so Dorothea Khairat. Beispielsweise sorgten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucher*innen ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“. Die Verbraucherzentrale half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten.

Im Freizeitbereich waren es erneut Verträge mit Fitnessstudios, die zu Nachfragen führten. Denn manche Betreiber hoben die Kosten für Mitgliedschaften zum Teil deutlich an und begründeten dies mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung. Die Beratungskräfte informierten, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang Preise in laufenden Verträgen überhaupt angehoben werden dürfen und gaben Tipps rund um Kündigungsrechte. Neben individueller Schadensbegrenzung steht Aufklärung im Fokus Wenn die Rückerstattung des Kaufpreises bei Retouren nicht klappte, bedrohlich klingende Schreiben von Inkassounternehmen im Briefkasten landeten oder mit obskuren Mails Daten „abgefischt“ und missbräuchlich verwendet wurden, war die Beratungsstelle ebenfalls mit Rat und Tat zur Stelle. „Schadensbegrenzung ist dann oft das Gebot der Stunde. Aber ganz wichtig ist uns auch die präventive Arbeit“, erläutert Dorothea Khairat.
Beispielsweise informierte die Beratungsstelle im Rahmen des Weltverbrauchertags unter dem Motto „Vorsicht Kreditfallen“ über riskante Kleinkredite oder rückte die Tücken von „Buy now – Pay later“-Modellen im Internethandel in den Blick.

Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher*innen eingesetzt

Insgesamt haben sich die Verbraucherschützer*innen aus Neuss im vergangenen Jahr bei rund 1600 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. So konnte erst mit Unterstützung der Verbraucherzentrale der Widerspruch gegen eine unberechtigte Gaspreiserhöhung durchgesetzt, und die Gasrechnung um über 1500 Euro reduziert werden. Gefragte Ansprechpartnerin persönlich, online und am Telefon Von Online-Vorträgen, Sprechstunden, Videochat-Beratungen sowie von den laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW profitierten auch die Neusser*innen.

Neben den unmittelbar an die Beratungsstelle herangetragenen Anliegen gab es zusätzlich 1500 Anfragen am landesweiten Servicetelefon und über das zentrale Kontaktformular. Bei 36 Veranstaltungen und Aktionen waren die Beratungskräfte vor Ort präsent und im Gespräch mit den Bürger*innen.

Verstärkung für den Rhein Kreis

Nachhaltige Verstärkung gab es dank des bundes- und landesgeförderten Projekts „MehrWertRevier“: Julia Sticker führt als Botschafterin für nachhaltigen Konsum Bildungsveranstaltungen und Mitmach-Aktionen durch und bringt sich in die lokalen Netzwerke ein. Unter dem Motto „Wir drehen das! Nachhaltigkeit geht auch einfach“ hatten das Projekt MehrWertRevier gemeinsam mit dem Ernährungsrat im Rhein-Kreis Neuss auf dem Martinimarkt Anregungen für mehr Ressourcenschutz im Alltag parat.

Aktuelles aus dem Beratungsalltag

Aktuell erreichen die Beratungsstelle viele Anfragen zu untergeschobenen Zeitschriftenabonnements Obwohl Neusser*innen ein kostenloses Probe-Abo für Zeitschriften versprochen wurde, bekommen sie später eine Rechnung. Betroffene Verbraucher:innen melden unterschiedliche Methoden, wie die ungewollten Abonnements zustande kommen. Zum Teil durch Gratis-Versprechen am Telefon, durch Gewinnversprechen über Pop-up-Fenster, durch Beteiligung an einer Umfrage , aber auch durch Werbung in Sozialen Medien für kostenlose Produktproben. Einwänden der Verbraucher:innen und deren Vorwurf, dass ihnen ein kostenpflichtiges Abo untergeschoben worden sei, wird in der Regel kaum Beachtung geschenkt. „Oftmals können sich Ratsuchende gar nicht erklären, wie es zu einem Vertragsschluss gekommen sein soll. Erst die Intervention durch die Beratungsstelle führt zur Auflösung der behaupteten Verträge“, so Dorothea Khairat.

Den vollständigen Jahresbericht finden Sie auf der Website der Verbraucherzentrale: Jahresbericht Neuss 2023

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Stand: 4. Juli 2024