5.3.3 Netzbetrachtung
Die Qualität der heutigen Radverkehrsanlagen wird nach dem Grad der Netzbildung und nach der Güte der Netzelemente eingestuft.
In Neuss gibt es sowohl ein Radnetz, das vorwiegend für den Alltagsverkehr bestimmt ist, als auch ein für den Freizeitverkehr konzipiertes Radroutennetz. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von Straßen und Wegen, die für den Radverkehr geeignet sind, ohne dass es baulicher Maßnahmen bedarf. Diese Wege gewährleisten eine sichere Benutzung mit dem Fahrrad aufgrund geringen Verkehrsaufkommens durch den MIV oder aufgrund von ausgewiesenen Tempo 30-Zonen. Ebenso ist das Radfahren auf Wirtschaftswegen v.a. im Süden des Stadtgebietes möglich. Allerdings ist hier nicht immer die soziale Kontrolle und ausreichende Qualität gegeben. Solche Wege werden zwar insbesondere für den Freizeitverkehr genutzt, können aber aufgrund der Sicherheitsmängel nicht die fehlenden Radverkehrsanlagen in diesen Bereichen kompensieren.
Radverkehrsanlagen
Die vorhandenen Radverkehrsanlagen in Neuss bestehen aus den unterschiedlichen Formen: separate Radwege, Radfahrstreifen, kombinierte Fuß- und Radwege und Angebots-/Schutzstreifen. Im städtisch geprägten Gebiet finden sich vorwiegend auf der Fahrbahn geführte Anlagen. In ländlichen Bereichen, entlang stark belasteter Straßen, wird der Radverkehr vom Individualverkehr getrennt als kombinierter Fuß- und Radweg geleitet. Größtenteils sind diese kombinierten Fuß- und Radwege einseitig für beide Richtungen angelegt.
Das vorhandene Netz der Radverkehrsanlagen ist in Teilstücken lückenhaft. Die markanteste Netzlücke durch den innenstadtnahen Bereich erstreckt sich vom Knoten Konrad-Adenauer-Ring / Bergheimer Straße in Richtung Nordosten entlang der Straßen Friedrichstraße, Zollstraße, Am Kehlturm, Wendersplatz, Hammer Landstraße. Ein weiteres Manko liegt in der fehlenden direkten Verbindung durch die Innenstadt in Nordwest – Südost Richtung entlang der Einkaufsachse Krefelder Straße – Niederstraße – Büchel – Oberstraße.
In einigen Fällen, wie z.B. entlang der Gielenstraße sind einseitige Radverkehrsanlagen für beide Fahrtrichtungen vorhanden, obwohl eine beidseitige Wegführung wesentlich sicherer wäre. In den südlichen Stadtteilen Grefrath, Holzheim, Hoisten und Uedesheim treten Netzlücken innerhalb des bebauten Gebietes auf. Solche Lücken unterbinden die direkte Durchfahrt im Stadtteil sowie die Anbindung zu vorhandenen Netzstücken auf Hauptverkehrsstraßen.
Geplante oder bereits im Bau befindliche Vorhaben wie z.B. der Haltepunkt Allerheiligen machen auch die Anbindung an das Radverkehrsnetz notwendig und sind entsprechend in Anlage 11 ausgewiesen.
Radverkehrselemente in der Innenstadt
Die Innenstadt von Neuss stellt als zentraler Standort von Einkaufs- und Versorgungseinrichtungen ein potenzielles Ziel für den Radverkehr dar, wodurch es hier besonders wichtig ist, auf diese Nachfrage zu reagieren und den Radfahrer direkt bzw. durch ein engmaschiges Netz an diese Innenstadtstandorte zu bringen. Neben den vorhandenen Radverkehrsanlagen hat die Neusser Innenstadt einen hohen Anteil an Tempo 30-Zonen, in denen eine gemeinsame Führung von MIV und Radverkehr möglich ist. Erweitert wird das Radverkehrsnetz zudem durch die Öffnung einiger Einbahnstraßen für den Radfahrer im Gegenverkehr. Insbesondere im nahen Umfeld der Geschäftszonenbereiche stehen Fahrradabstellplätze zur Verfügung. Radfahren entlang der Einkaufsbereiche im Hauptstraßenzug ist aber verboten.
Radroutennetz
Durch das Neusser Stadtgebiet führen insgesamt sechs Fahrradrouten (2), die insbesondere für den Freizeitverkehr vorgesehen sind. Dazu gehören die drei Radfernwege R 15, R 16 und R 17. Diese sog. R-Routen wurden ursprünglich vom Land NRW mit der Grundidee initiiert, das Bundesland mit einem flächendeckenden Radroutennetz zu versorgen. Der derzeit noch nicht beendete Bau der grenzüberschreitenden Euroga-Route entstammt aus dem Euroga 2000+ Projekt und wird durch Interreg-Mitteln gefördert. Die Wegeführung in Deutschland reicht von Viersen bis Mettmann. Ob die geplante Verbindung in die Niederlande zustande kommt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geklärt. Die Route Erlebnisweg Rheinschiene ist auf Initiative von verschiedenen Städten entlang des Rheins entstanden. (Bild 5/2)
Diese vorhandenen Routen sind nicht nach der StVO (Straßenverkehrsordnung) geregelt. Das bedeutet, dass die Wartung der Routen individuell vertraglich bestimmt ist. Die Route Niederrhein wird durch ein eigenes Pflegesystem (Routenwart) unterhalten, wobei die Kosten anteilig auf die betroffenen Kommunen entfallen.
Von – nach | Bemerkungen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bild 5/2: Radrouten durch das Neusser Stadtgebiet | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Radfernwege | R 15: Xanten – Schuld (Eifel) R 16: Roermond – Radevormwald R 17: Elten – Mehlem (Bonn) |
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Euroga-Route | a) Schloss Dyck – Insel Hombroich – Südbrücke (2002) b) Insel Hombroich – Kloster Knechtsteden (2002) c) Neuss – Venlo entlang Nordkanal (2002) |
Planung und Federführung im Rahmen des Euroga 2000+ Projektes (Förderung mit Interreg-Mitteln) Federführung: Mönchengladbach |
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Niederrhein-Route | a) Büttgen – Dormagen b) Gnadental – Grevenbroich |
Diese Route ist speziell für den Fahrradtourismus konzipiert.Initiiert durch die Bielefelder Verlagsanstalt und die Tourismus Agentur NiederRhein GmbH Federführung: Firma SCI, Moers |
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Erlebnisweg Rheinschiene | Duisburg – Bonn a) Rheinnahe Führung durch den Hafen unter Umgehung der Innenstadt b) Durch die Innenstadt |
1998 von Bonn initiiert und für den Tourismus konzipiert |
Als ein weiteres Element für den Radverkehr wird demnächst das Radverkehrsnetz NRW fertiggestellt. Das Radverkehrsnetz NRW wird die Städte und Gemeinden des Landes NRW mit einer einheitlichen Wegweisung verbinden. In Neuss deckt sich das Radverkehrsnetz NRW abgesehen von einigen Ausnahmen mit bestehenden Radverkehrsanlagen. Das Radverkehrsnetz NRW wird nach der StVO geregelt. Das bedeutet, dass der jeweilige Baulastträger die Kosten für die Instandhaltung und Wartung der Anlage zu tragen hat.