06.09.1999 - „Polnische Malerei um 1900 aus dem Nationalmuseum in Poznan“
Das Clemens-Sels-Museum zeigt bis zum 31. Oktober 1999 „Jacek Malczewski...
... und seine Zeitgenossen - Polnische Malerei um 1900 aus dem Nationalmuseum in Poznan“. Die Ausstellung stellt eine in Deutschland noch weitgehend unbekannte Kunstlandschaft vor - das Polen der Jahrhundertwende. „Mloda Polska“ („Junges Polen“) ist die allgemeine Bezeichnung für die Epoche von 1890 bis 1914, die als eine der interessantesten und fruchtbarsten der polnischen Kunstgeschichte gilt. Im Austausch mit den künstlerischen Strömungen in Westeuropa, mit Impressionismus, Symbolismus, Sezession und Jugendstil, findet die polnische Malerei zu einem ganz eigenständigen, „nationalen“ Weg, der gleichwohl facettenreich, keineswegs einstimmig entlang festgelegter Stilkategorien verläuft.
Einer der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des polnischen Fin de Siècle ist Jacek Malczewski (1854 - 1929). Seine zwischen Realem und Imaginärem, Vertrautem und Geheimnisvollem angesiedelte Bildwelt ist gleichermaßen bezwingend und befremdend. In der Sprache eines strengen Realismus entwirft Malczewski überaus kühne Figurenszenarien, in denen schonungslos grundlegende Fragen der menschlichen Existenz verhandelt werden. In ihrer visionären Kraft und ästhetischen Kompromißlosigkeit suchen einige seiner programmatischen Bilder in der europäischen Malerei der frühen Moderne ihresgleichen.
Neben Malczewski, der mit rund 30 Gemälden im Zentrum der Ausstellung steht, werden seine wichtigsten Zeitgenossen mit weiteren 30 Bildern vorgestellt. Darunter Polens bedeutendste Porträtistin Olga Boznanska, die sich schon früh dauerhaft in Paris niederließ und in ihren Interieurs einen, Edouard Vuillard verpflichteten Intimismus entwickelte. Aleksander Gierymski mit seinen charakteristischen nachtdunklen Ansichten von Paris und Józef Czajkowskis genrehafte Straßenszenen belegen nicht weniger die hohe Faszinationskraft, die die französische Metropole seinerzeit auch auf die polnischen Künstler ausübte. Ebenso der französischen wie der polnischen Kunst gehören die Stilleben von Wladyslaw Slewinski an, der Paul Gauguin in das bretonische Dorf Pont-Aven folgte und sich der dortigen Künstlerkolonie anschloß.
Das Werk von Józef Mehoffer, einer der vielseitigsten Künstler des Mloda Polska, stimmt einen ganz anderen Ton an. Seine Interieurs, Porträts und symbolistischen Darstellungen sind vorrangig dem Linienstil der Wiener Sezession verpflichtet und wirken ausgesprochen dekorativ in ihren intensiven, flach aufgetragenen Farben und den lebhaft geschwungenen Konturen. Die elementaren Landschaften von Ferdynand Ruszczyc, insbesondere sein 1902 datiertes Gemälde „Die Wolke“, zeigen kraftvolle Formchiffren und vehemente Hell-Dunkel-Kontraste, die in das Wesen der Natur vordringen. Mit weiteren Werken von Józef Chelmonski, Wladyslaw Jarocki, Stanislaw Kamocki, Józef Pankiewicz, Witold Pruszkowski, Henryk Uziemblo, Wojciech Weiss und Leon Wyczólkowski entfaltet sich das reiche Spektrum polnischer Malerei um 1900.
Die Ausstellung wurde realisiert von der Städtischen Galerie in der Reithalle Schloß Neuhaus, Paderborn, in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum in Poznan, das über den bedeutendsten Bestand an Malczewski-Werken verfügt und sich mit seiner Sammlung jungpolnischer Malerei hierzulande erstmals in dieser Breite vorstellt.
Für das Clemens-Sels-Museum Neuss bedeutet die Übernahme dieser Ausstellung einen unverzichtbaren Aspekt des internationalen Symbolismus vor dem Hintergrund der eigenen Sammlung französischer, belgischer und holländischer Kunst der Jahrhundertwende zu zeigen und so die polnische Malerei dieser Epoche in einen europäischen Kontext zu stellen.
Der begleitende Katalog umfaßt 192 Seiten, verschiedene Textbeiträge, 60 Farb- und 15 Schwarzweiß-Abbildungen zum Preis von 25 Mark.
Die Ausstellung wurde dankenswerterweise vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Öffnungszeiten: Täglich, außer montags, von 11 bis 17 Uhr.
Ansprechpartner: Dr. Gisela Götte,
Telefon (0 21 31) 90 41 32 und
Telefax (0 21 31) 90 24 72
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