29.11.1999 - „Sammeln aus Leidenschaft“
Die Stifterpersönlichkeiten Pauline und Clemens Sels...
... und die Gründung des Neusser Museums
Vor 87 Jahren, am 24. August 1912, wurde das städtische Museum von Neuss auf dem Freithof unweit des Zeughauses eröffnet. Der Bau des an einen Tempel erinnernden Gebäudes war durch eine Spende von 250.000 Reichsmark von Pauline Sels ermöglicht worden. Sie war die Witwe von Dr. Clemens Sels und hatte testamentarisch verfügt, dass die Sammlung ihres Mannes, die sie ebenfalls der Stadt Neuss vermachte, durch ihre Spende einen eigenständigen Bau erhalten sollte.
Die Leiterin des Clemens-Sels-Museums, Dr. Christiane Zangs, erinnert jetzt mit einer Ausstellung unter dem Motto „Sammeln aus Leidenschaft“ nicht nur an das im Krieg zerstörte Museumsgebäude. Sie zeigt auch die Sammlung des Stifters, die den Grundstock für das heutige Museum bildet. Diese bestand zum einen aus römischen und mittelalterlichen Objekten, die in Neuss gefunden worden waren. Aber im wesentlichen umfaßte sie Sammelgebiete, die die Stadt aus Kostengründen bis dahin nicht hatte erwerben können: Gemälde altkölner und flandrischer Meister des 16. und 17. Jahrhunderts, mittelalterliches und neuzeitliches Kunstgewerbe des 16. - 18. Jahrhunderts, altdeutsche und venezianische Gläser, Keramik, Möbel, einen flandrischen Wandteppich, Porzellan und Münzen. Diese vielseitige Sammlung, zeigt das breitgefächerte kunst- und kulturgeschichtliche Interesse des Sammlers Clemens Sels.
Diese Sels’sche Sammlung wird mit der Ausstellung „Sammeln aus Leidenschaft“ seit 1962 zum ersten Mal wieder geschlossen präsentiert. Sie ist bis zum 9. Januar 2000 zu sehen.
Die Geschichte bis zur Gründung des Clemens-Sels-Museums war au¬ßerordentlich wechselvoll: Vor 160 Jahren, 1839, wurde der Neusser Altertumsverein gegründet, der systematische Grabungen in und um Neuss veranlaßte und die ausgegrabenen Objekte, vorwiegend Zeugnisse der römischen und mittelalterlichen Vergangenheit von Neuss, sammelte und zunächst ab 1845 im alten Gymnasium ausstellte. Seit 1856 waren diese Relikte der Vergangenheit im Rathaus untergebracht und den Bürgern zugänglich.
1889 wurde im Obertor ein erstes eigenständiges Museum eingerichtet. Nach dem Brand im Jahre 1900 wanderten die immer zahlreicher werdenden Objekte zur Geschichte von Neuss aber auch erste Schenkungen von Gemälden und anderen Kunstgegenständen wieder ins Rathaus. Nachdem das Obertor restauriert war, wurde es 1906 als Museum fei-erlich wiedereröffnet.
Mit dem Museum auf dem Marktplatz hatte Neuss neben Krefeld und im Gegensatz zu vielen anderen umliegenden Städten einen eigenständigen Bau ausschließlich zum Zwecke musealer Präsentation. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, 1945, wurde der Museumsbau zerstört. Die Bestände waren weitgehend ausgelagert worden.
Schon kurz nach dem Krieg konnte das Obertor wieder seiner musealen Bestimmung übergeben werden. Im Rahmen der 900-Jahr-Feier zur Translatio der Gebeine des heiligen Quirinus wurde das Obertor als Museum mit einer Ausstel-lung zur Quirinusverehrung wiedereröffnet. 1975 schließlich wurde der Neubau von Harald Deilmann eingeweiht. Obertor und Neubau bilden seitdem den wesentlichen Bestandteil des Museums. Erst 1989 erhielt das Clemens-Sels-Museum mit Haus Rottels eine Dependance für die Stadthistorische Abteilung. Dies war zwingend erforderlich, da sich der Bestand des Museums enorm vergrößert hatte.
Mit dem ersten Museumsleiter Dr. Wilhelm Ewald begann die städtisch beauftragte Sammelleidenschaft, die vor allem in der Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg durch Dr. Irmgard Feldhaus besonders gepflegt wurde. Ihrer klu-gen Ankaufspolitik verdankt das Haus seine in Deutschland einzigartige Sammlung der Symbolisten.
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