17.05.2000 - Das 12. Jahrhundert - Eine Zeit des Aufbruchs in Frankreich

Alexander Fidora und Andreas Niederberger werden unter dem Titel „Das 12. Jahrhundert - ...

...Eine Zeit des Aufbruchs in Frankreich, eine Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Humanismus, Wissenschaft und Religiosität“ am Mittwoch, 24. Mai 2000, 19.30 Uhr, einen Vortrag in der Stadtbibliothek Neuss, Neumarkt 10, halten. Fidora und Niederberger haben beide Philosophie und Romanistik studiert und am Forschungskolleg der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Projekt „Die Umbrüche in der Wissenskultur des 12. und 13. Jahrhunderts mitgearbeitet.“
Gerade in Frankreich ist das 12. Jahrhundert in mehrfacher Hinsicht eine Zeit des Aufbruchs: Wirtschaft und Städte prosperieren und vor dem Hintergrund relativen Wohlergehens etablieren sich neben den traditionellen Klosterschulen weltlich orientierte Bildungszentren. Allen voran Paris, wo Magister wie Peter Abaelard nicht nur wissenschaftlichen Ruhm ernten, sondern auch zu Größen des öffentlichen Lebens avancieren. In diesem Sinne wird die „Schule von Chartres“ zum Inbegriff des wissenschaftlichen Optimismus des Jahrhunderts: Hier ist man schließlich überzeugt, den Sündenfall dadurch revidieren zu können, dass der Mensch sich im Wissen über die Natur, den Kosmos und das Denken Gott ähnlich macht. Auf der anderen Seite führt Bernhard von Claivaux mit den Zisterziensern die Klosterwelt zu einem neuen Höhepunkt religiöser Erfahrung, Innerlichkeit und des Rückzuges aus der Welt. Der Konflikt mit dem neuen Selbstbewußtsein des weltlichen Lebens konnte nicht ausbleiben: Prozesse, Verurteilungen und Kreuzzüge waren die Konsequenz. Erst mit dem Tod Bernhards 1153 endet die Vorherrschaft des Klosters und es kommt zum Aufstieg der weltlichen Kircheninstanzen. Wie paßt dieses Jahrhundert zu unserer Vorstellung vom „dunklen Mittelalter“? Wie konnte diese Gesellschaft mit ihren Widersprüchen leben? Und wie prägten die Schulen des 12. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag nachdrücklich das europäische Bildungsverständnis und dessen Institutionen? Mit einem besonderen Blick auf Frankreich wird der Vortrag versuchen, ein Bild des Lebens im 12. Jahrhundert zu vermitteln und die aufgeworfenen Fragen zu beantworten.
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