18.07.2000 - Bodenluftmessung und Biotopkataster
Am Beispiel des Westparks veran-schaulichten jetzt der Leiter des Amtes für Umweltschutz,...
... Michael Marwede, und seine Mitarbeiter Susanne Wiertz-Kirchberg sowie Klaus Baier die sogenannte Feldarbeit des Amtes für Umweltschutz der Stadt Neuss.
Dabei geht es zum einen um die regelmäßige Überwachung von Altlasten, zum anderen um die Kartierung von Tier- und Pflanzenarten und die Aufnahme ökologischer Daten für das Biotopkataster. Der Bereich des Westparks wurde bis 1991 als Ton- und Kiesgrube genutzt. Danach wurden große Teile mit Haus¬müll, Bodenaushub und Bauschutt aufgefüllt.
1. Überwachung von Altlasten
Unter dem Begriff "Altlasten" verstehen Fachleute haupt-sächlich Altablagerungen, wie zum Beispiel ehemalige Müll-kippen, oder Altstandorte. Altstandorte sind zum Beispiel stillgelegte Industrie- und Gewerbebetriebe, in de¬ren Be-triebsabläufen umweltgefährdende Stoffe eingesetzt wurden.
Altlasten können die Umwelt gefährden. Zwei der wichtigsten Gefährdungspfade sind die Bodenluft und das Grundwasser.
Bei der Zersetzung von organischen Bestandteilen (z.B. Hausmüll, Gartenabfällen, Holzanteilen im Bauschutt) entste¬hen u.a. Methangas (CH4) und Kohlendioxid (CO2).
Methangas ist in bestimmten Konzentrationen mit Luft brennbar oder explosiv. Kohlendioxid kann sich z.B. in Baugruben ansammeln und bei Menschen zu Erstickungsanfällen führen. Aus der Zusammensetzung der Bodenluft in Bezug auf die vor-genannten sogenannten Hauptkomponenten in Verbindung mit Spurenelementen, die z.B. durch Anreicherung auf Aktivkohle im Labor bestimmt werden können, sind Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Deponats möglich.
Um die Bodenluft messen zu können, werden sogenannte Bodenluftpegel gesetzt. Dies sind dünne Rohre, die rund drei bis vier Meter tief in das Deponat eingebohrt werden. Am unteren Ende sind sie geschlitzt, ihre Verbindung zur Oberfläche ist luftdicht mit Ton abgeschlossen. Auf das obere Ende des Rohres wird ein Gummistopfen aufgesetzt. Mit einem Verbindungsschlauch wird die Bodenluft durch eine Pumpe angesaugt, in einem Meßgaskühler ge¬trocknet und gekühlt und dann im Analysator gemessen. Die Meßwerte der Hauptkomponenten werden direkt angezeigt. Um die Meßwerte der Spurenelemente zu ermitteln, wird die Bodenluft durch Aktivkohleröhrchen geleitet und später im La¬bor analysiert.
Zur Grundwasserüberwachung werden im Anstrom (d.h. vor der Altlast) und im Abstrom (d.h. hinter der Altlast in Fließrichtung des Grundwassers) sogenannte Grundwasermeßstellen errichtet. Mittels einer Pumpe wird Grundwasser gefördert und im Labor auf bestimmte Parameter analysiert. Vergleicht man die Meßwerte der Anstrommeßstellen mit denen der Abstrommeßstellen, kann man feststellen, ob aus der Altlast Schadstoffe ins Grundwasser eingetragen werden. Falls dem so ist, werden Sanierungsmaßnahmen erforderlich.
2. Biotopkataster
Der Westpark ist ein Biotopkomplex aus extensiver Mäh¬wiese, Gehölzen, Brachflächen in verschiedenen Stadien und einem alten Baggerloch. Aus ökologischer Sicht ist er als sogenanntes Sekundär-Biotop interessant. Vielen Vögeln, Spinnen, Schmetterlingen und andere Insekten bieten sich Nahrungs- und Brutstätten. Im besiedelten Bereich sind die natürlichen Biotope weitgehend verschwunden. Ihre ökologi-schen Funktionen wurden durch eine Reihe von künstlich geschaffenen entstandenen Ersatzbiotopen (Friedhöfe, Brachflächen, Kiesgruben) übernommen. Für viele Pflanzen und Tiere sind diese Flächen die einzige Überlebensmög-lichkeit, da durch die fortschreitende Verarmung der Land-schaft Ausweichmöglichkeiten außerhalb des besiedelten Bereiches nicht mehr oder nur noch schwer erreichbar sind.
Es ist das Anliegen des Umweltschutzes, die Natur und Landschaft als Lebensgrundlage des Menschen und als Voraussetzung für seine Erholung nachhaltig zu sichern. Als Instrument des Biotop- und Artenschutzes dient das Biotopkataster. Es enthält alle schutzwürdigen Biotopflächen, mit deren Flächencharakteristika, deren Bestand an Pflanzen und Tieren sowie Angaben über Wert und Gefährdung und Vorschläge über Pflege und Entwicklungsmaßnahmen.
Die Biotope im Stadtgebiet werden regelmäßig kontrolliert, wobei die Pflanzen und Tiere soweit wie möglich bestimmt werden. So können Veränderungen festgestellt und darauf reagiert werden.
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