12.06.2002 - Pilotprojekt MOVE kümmert sich um Jugendliche mit Drogenerfahrungen
Neuss (PN/Kl/101 An der Entwicklung eines neuen Projektes zur Suchtprävention, das vom Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird, ist die Neusser Fachstelle für Suchtprävention maßgeblich beteiligt.
Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen, kurz MOVE, heißt das Pilotprojekt unter der Leitung der Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung – Ginko. Ansatz des Projekts ist die Tatsache, dass zahlreiche Jugendliche heute Erfahrungen mit legalen und illegalen Drogen haben
„Wenn ich mit Rauchen aufhören würde, nähme ich garantiert fünf Kilo zu.“ „Ohne Alkohol kommt die Party gar nicht in Schwung. Zum Abfeiern gehört Alkohol einfach dazu.“ „Kiffen find ich viel cooler als Saufen. Außerdem macht Kiffen nicht abhängig.“ „Mit drei Bier fahr ich locker noch Mofa.“ Erfahrungen mit legalen und illegalen Drogen gehören bei einem großen Teil der Jugendlichen zum Alltag. Das belegen aktuelle Zahlen. Solange keine schwerwiegenden Folgeprobleme aufgetreten sind, definieren sich Jugendliche in der Regel nicht als suchtgefährdet. Institutionelle Beratungsangebote werden daher von Jugendlichen freiwillig kaum genutzt.
Von großer Bedeutung sind daher die direkten Bezugs- bzw. Kontaktpersonen im sozialen Umfeld, insbesondere MitarbeiterInnen der außerschulischen Jugendarbeit und der Jugendhilfeeinrichtungen. Für diese Gruppe hält das Konzept MOVE „Handwerkszeug“ bereit, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, damit deren Bereitschaft wächst, sich mit dem eigenen Konsum auseinanderzusetzen. Dabei haben sich kurze Interventionen – die auch mal zwischen Tür und Angel stattfinden können – als durchaus effektiv erwiesen. Allerdings müssen sie sorgfältig auf die jeweilige Befindlichkeit des Jugendlichen abgestimmt sein. Denn Veränderung ist ein Prozess, der in unterschiedlichen Stadien verläuft. Die gilt es bei der Wahl der Strategie zu berücksichtigen.
MOVE wird wissenschaftlich begleitet von der Universität Bielefeld, Fachbereich Gesundheitswissenschaften. Unter Leitung der Erziehungswissenschaftlerin Ursula H. Neubert von der Fachstelle für Suchtprävention Neuss wurde jetzt eine dreitägige Fortbildung zur Erprobung des Konzeptes für Multiplikatoren durchgeführt. TeilnehmerInnen dieser Pilotveranstaltung waren MitarbeiterInnen der Offenen Jugendarbeit und der Jugendgerichtshilfe aus den Städten Grevenbroich, Meerbusch und Dormagen. Zur Zeit werden ihre Erfahrungen bei der Umsetzung und Anwendung des Konzeptes von der Universität Bielefeld gesammelt und ausgewertet. Das dauert voraussichtlich bis September.
Da die bisherigen Erfahrungen und Rückmeldungen sehr positiv sind, kann davon ausgegangen werden, dass MOVE als Angebot weitergeführt wird. Ansprechpartnerin ist Ursula H. Neubert, Fachstelle für Suchtprävention der Jugend- und Drogenberatung der Stadt Neuss, Augustinusstr. 21. In Neuss, Telefon 02131-905327.
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