21.07.2005 - Direktor der SEWA-LANKA Stiftung in Neuss - Projektpartnerschaft vereinbart
Neuss (PN/Fi). Im Rahmen der Tsunamihilfe der Stadt Neuss empfing Bürgermeister Thomas Nickel und die Leiterin des Umweltamtes Dagmar Vogt-Sädler jetzt den Staatssekretär der Nord- und Ostprovinzen Sri Lankas i.R. und Vorstandsmitglied der SEWA-LANKA Foundation, Ganeshmoorthy Kriushnamurthiy aus Trincomalee.
Die SEWALANKA Foundation ist eine große Hilfsorganisation in Sri Lanka mit 380 Mitarbeitern, die als Partnerorganisation der Welthungerhilfe Hilfsprojekte in Sri Lanka abwickelt. Daneben arbeitet SEWALANKA mit zahlreichen anderen internationalen Projektpartnern wie der EU, der UNO, der Weltbank, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschland und anderen Ministerien aus Asien, Europa und Sri Lanka zusammen.
Kriushnamurthiy informierte die Vertreter der Stadt Neuss über die aktuelle Situation im Bezirk Trincomalee. Diese an der Nordostküste Sri Lankas gelegene Provinz mit 365.000 Einwohnern wurde von der Flutkatastrophe besonders stark betroffen. Nach Jahren des Bürgerkrieges, der zu schweren infrastrukturellen Schäden geführt hatte, erfuhr der beginnende Wiederaufbau in dieser touristisch bisher unberührten, agrarisch geprägten Region durch die Flutkatastrophe einen empfindlichen Rückschlag. Aufgrund dessen hatte sich die Stadt Neuss unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Herbert Napp entschlossen, ihre Flutopferhilfe im Rahmen einer Projektpartnerschaft in diesen Distrikt zu leiten und den Wiederauf¬bau des Dorfes Charakadichchennai zu unterstützen. Das Projekt wird durch die SEWA-Lanka Foundation, dem örtlichen Projektpartner der deutschen Welthungerhilfe, die dort ein Büro mit drei Mitarbeitern betreibt, die das Projekt steuern und beraten, durchgeführt. Das Dorf Charakadichchennai mit 1672 Einwohnern liegt südlich der Stadt Trincomalee in Tiefland. Von den 447 Familien wurden 249 Familien durch den Tsunami direkt betroffen und sind noch in Übergangswohnungen unterge¬bracht. Es handelt sich hierbei um etwa 15 bis 20 Quadratmeter große, mit dem Stroh von Kokosnusspalmen gedeckte Unterkünfte in Leichtbauweise, in denen jeweils eine Familie von vier bis sechs Personen lebt. Der Bau dieser Übergangsunterkünfte ist so geplant, dass es möglich sein wird, auf dem gleichen Grundstück ein dauerhaftes Haus zu errichten und die Übergangsunterkunft als Lager, Werkstatt oder für ähnliche Zwecke zu nutzen. So können die Mittel effektiv und sinnvoll eingesetzt werden. Die Grundstücke und Häuser werden den Familien mit lebenslangem und vererbbaren Nutzungsrecht zur Verfügung gestellt. Der Wiederaufbau dieses Dorfes soll mit den in Neuss gesammelten Mitteln bewerkstelligt werden.
Zum Schutz vor weiteren Überschwemmungen und Tsunamis wird in dieser Region im Rahmen des vorliegenden Projektes ein etwa 200 Meter breiter Küstenstreifen vor weiterer Bebauung freigehalten. An der Küste werden die Mangrovenwälder, die früher das Hinterland vor Überschwemmungen schützten und Mitte der 80er Jahre im Rahmen des Bürgerkrieges zerstört wurden, im Rahmen eines Modellprojektes wieder aufgeforstet. Gleichzeitig wirken sich Mangrovenwälder, da sie Rückzugsgebiete und Brutplätze für Fische und Krabben darstellen, positiv auf die Fischbestände im Rahmen einer nachhaltigen Fische¬reiwirtschaft aus. Darüber hinaus sind weitere Hilfsaktionen geplant. SEWA-Lanka beabsichtigt in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe, den Menschen neue Berufsperspektiven außerhalb der Fischerei, bzw. in der Weiterverarbeitung von Fischprodukten und in der Herstellung von Utensilien, die für den Fischfang benötigt werden, zu eröffnen. Dies ist eine Maßnahme, die ebenfalls zur Schonung und zum Wiederaufbau der Fischbestände beiträgt. Die Welle der Hilfsbereitschaft und die Tatsache, dass in der ersten Zeit nach dem Tsunami viele Hilfsorganisationen parallel in Sri Lanka tätig wurden, hat dazu geführt, dass sehr viele Familien mit Booten versorgt wurden. Dieses Überangebot hat zur Überfischung vieler Küstenabschnitte geführt. An diesem Beispiel zeigt sich, dass die Stadt Neuss gut daran getan hat, die gesammelten Spendenmittel nicht vorschnell einzusetzen. Dies bestätigte auch ein Workshop des Deutschen Städtetages unter dem Titel „Entdeckung der Langsamkeit – Partnerschaften für Städte und Projekte nach dem Tsunami“, der eindeutig bestätigte, dass sinnvolles Handeln eine gewisse Vorlaufzeit für Planung benötigt. Im Rahmen dieses Workshops wurde der direkte Kontakt zu Ganeshmoorthy Kriushnamurthiy hergestellt. Nun können die durch die Stadt Neuss in Zusammenarbeit mit dem tamilischen Kulturverein Muththamil Kalai Mantram im Rahmen des Benefiztages am 9. April 2005 sowie durch Spenden durch Neusser Betriebe und Bürger gesammelten Spenden in Höhe von 40.000 Euro sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden. Die konstruktiven Gespräche zwischen Kriushnamurthiy, Vertretern des Vereines Muththamil Kalai Mantram und dem Umweltamt legten die Basis für eine Projektpartnerschaft und eine gute weitere Zusammenarbeit.