24.05.2007 - Auftakt zum Shakespeare Festival im Globe Neuss

Neuss (PN/Fi). Das 17. Shakespeare Festival im neusser Globe-Theater an der Rennbahn beginnt am Samstag, 2. Juni 2007, um 15 Uhr, mit zwei Produktionen einer englischen Truppe, deren Name bereits gewaltigen Schwung und elementaren Antrieb vermuten lässt.

Die Watermill Propeller Production gilt nicht nur auf der Insel als eines der überragenden Shakespeare-Ensembles, sondern wurde im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht und bringt gleich zwei Stücke mit, die den rechten Akzent für die kommenden vier Wochen setzen: The Taming of the Shrew und Twelfth Night. Die beiden Komödien liefen am Anfang dieses Jahres beinahe zwei Monate im traditionsreichen Londoner Old Vic - und Abend für Abend gab es "standing ovations". Ganz im Stil der elisabethanischen Zeit verzichtet die Truppe auf weibliche Darsteller. Das mag auf den ersten Blick ein wenig verwundern, doch die ununterbrochene Erfolgsgeschichte des Ensembles und die immer wieder grenzenlose Begeisterung des Publikums sind ein Beweis für die Lebendigkeit der Unternehmung, die sich in aller Welt immer größerer Beliebtheit erfreut: Im Anschluss an ihre Londoner Heimspiele gastierte die Truppe mit beiden Produktionen in His Majesty`s Theatre beim australischen Perth Festival; danach folgten Auftritte beim Hong Kong Festival, der Brooklyn Academy of Music in den USA, in Mailand - und jetzt geht's mit Wassermühle und Propeller-Antrieb auf der Neusser Rennbahn weiter ...

Das diesjährigen Festivals bietet einige Raritäten und Besonderheiten: So gibt es am 9. und 10. Juni Henry Purcells so genannte Semi-Oper King Arthur, die 1691 im Londoner Dorset Garden uraufgeführt wurde. Wie in der berühmteren Fairy Queen (nach Shakespeares Sommernachtstraum) sind auch hier Oper, höfischer Tanz und possenhaftes Schäferspiel, nationaler Mythos und bissige Satire wie in einer bunten Revue miteinander verbunden. Dass die Protagonisten des Schauspiels im Gegensatz zu den Nebenfiguren nichts zu singen haben, erweitert nur das dramatische Spektrum des gesamten Spiels, zu dem John Dryden das Libretto schrieb und Henry Purcell einige seiner schönsten Einfälle hatte.

Samuel Becketts Warten auf Godot fungiert in dem gesamten Festivalgeschehen als markanter Kontrapunkt. Wie William Shakespeare beschreibt auch der moderne Klassiker Beckett das grandiose Scheitern des Daseins, doch er bedient sich gewissermaßen all jener Mittel, die sein historischer "Kollege" ausgelassen hat: Wo dieser ein Maximum an Spannung und sprachlicher Kunst produziert, erweist sich jener als Minimalist - und just dieser Gegensatz erlaubte es, die beiden völlig unterschiedlichen Sichtweisen kontrastierend nebeneinander zustellen. "Die bremer shakespeare company brilliert auch auf diesem Terrain, allen voran Peter Lüchinger und Erik Roßbander als Wladimir und Estragon", schwärmte die taz von der bremer shakespeare company, die nicht nur auf den bis heute unauffindlichen Godot warten lässt, sondern auch ihren neuen Macbeth mitbringt, der erst vor wenigen Wochen in der Wesermetropole umjubelte Premiere erlebt hat.

Unbedingt zu erwähnen ist schließlich das Gastspiel des Burgtheaters aus Gyula in Ungarn, das den Szentivánéji álom mitbringt, einen bezaubernden Sommernachtstraum, der so liebe- und fantasievoll gestaltet ist, dass die ohnehin musikalische Sprache, in der er auf die Bühne kommt, eigentlich gar nicht übersetzt werden müsste. Gleichwohl wird es am 12. und 13. Juni eine Übertitelung geben, damit das vielschichtige Geschehen um Oberon, Titania, Puck, Zettel und all die andern Träumer so transparent bleibt wie die ungemein charmante Inszenierung. Karten sind bei der Tourist Information in Neuss und bei allen weiteren an das NRW-Ticket-System angeschlossenen Vorverkaufsstellen erhältlich. und ebenso wie das vollständige Programm auch im Internet unter www.shakespearefestival.de.

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