06.06.2007 - Ein Traum - ein Spiel - oder gar ein Traumspiel? | Shakespeare erobert Neuss

Neuss (PN/Fi). Mitreißender, farbiger und theatralischer hätte das 17. Neusser Shakespeare Festival gar nicht beginnen können als mit der Watermill Propeller Production, die in zwei Doppelaufführungen der Taming of the Shrew und der Twelfth Night Maßstäbe setzte:

Ohne jeden Anflug peinlicher Travestie prä¬sentierten sich die männlichen Akteure mit einer solchen Eindringlichkeit, so viel Witz und Charme und Kommunikationsfreude, wurden die jeweiligen Idiosynkrasien der kostbaren Komödien mit einer derartigen emotionalen Darstellungsfertigkeit realisiert, dass man zeitweilig die sprichwörtliche Stecknadel hätten fallen hören können, während sich andererseits die Turbulenzen auf der Bühne in donnerndem Zuschauer-Gelächter und -schlussapplaus Luft machten. Das war Schauspiel pur, wie es seit Menschengedenken eigentlich gemeint ist, und das spürte man als stillvergnügter Beobachter: Überall strahlende Gesichter, ein beglücktes Publikum, mehr als zufriedene Veranstalter – es war ein traumhaftes Spiel, das nur noch neugieriger auf die nächsten vier Wochen macht. Mit großer Spannung  erwartet werden unter anderem der Macbeth der bremer shakespeare company, Romeo and Juliet mit der New Yorker Aquila Theatre Company, die jeden Abend per Publikumsbefragung über die Rollenverteilung entscheiden lässt, und Was ihr wollt von Shakespeare und Partner. Allerdings sind einige Veranstaltungen offiziell inzwischen ausverkauft (eine kurzfristige Nachfrage unter der Telefonnummer 02131-904111 lohnt jedoch in jedem Falle).

Für Lehrer und Schüler hält das Shakespeare Festival noch mehr als die allabendlichen Aufführungen bereit: Unter dem Stichwort Globe Education können Klassen und Jugendgrup¬pen noch bis zum 20. Juni verschiedene Workshops zu Shakespeares Stücken besuchen und so die oft gerade durch schulische Fehlinterpretationen verursachten Berührungsängste zu einem der größten Theaterautoren der letzten 3000 Jahre verlieren. Arne Pohlmeier, erfahrener Shakespeare Experte, eröffnet einen spielerischen Zugang je nach Wunsch auf deutsch oder "very British”. Bei zahlreichen Übungen werden Shakespeares Sprache, der Umgang mit der Bühne des Globe, das Spiel zu drei Seiten und einzelne dramaturgische Aspekte der Stücke gemeinsam untersucht und praktisch umgesetzt.

Und zur Weiterbildung interessierter Lehrer kommt am Sonntag, 17. Juni 2007, ein Practitioner des Londoner Globe nach Neuss: Chris Stafford wird dann erläutern, wie sich Shakespeare in the classroom unterrichten lässt, ohne dass es zu bedauerlichen Ausfallerscheinungen kommt (Lehrerfortbildungen sind nach Absprache während des gesamten Festivalzeitraums möglich).
Ganz am Rande: Macbeth und Romeo & Julia sind kommende Abitur Themen. Anfragen an: education@shakespeare festival.de.

Karten für das Shakespeare-Festival gibt es bei der Tourist In¬formation in Neuss und bei allen weiteren an das NRW-Ticket-System angeschlossenen Vorverkaufsstellen. Eintrittskarten und das vollständige Programm gibt es auch unter www.shakespearefestival.de im Internet.
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