06.06.2007 - Korschenbroicher Schüler bauen Webstuhl für Neusser Museum
Neuss (PN/Fi). Schüler der „Projektwerkstatt“ an der Gemeinschaftshauptschule Korschenbroich haben für das Clemens-Sels-Museum Neuss das Modell eines prähistorischen Gewichtswebstuhls gebaut.
Das Team um Lehrer Thomas Löhr fertigte ein voll benutzbares Funktionsmodell, das im Herbst in der Ausstellung "Bronzestreif am Horizont - 1000 Jahre vor Kelten, Römern und Germanen" im Clemens-Sels-Museum gezeigt werden soll. Nach Ende der Ausstellung soll der Webstuhl dann dauerhaft im Museum präsentiert werden. Der Nachbau des Geräts wurde durch Unterstützung der Sparkasse und des Vereins der Freunde und Förderer des Clemens-Sels-Museums e.V. ermöglicht. Die "Projektwerkstatt" hat sich bereits in der Vergangenheit einen Namen gemacht wie erst kürzlich durch den Bau eines Seillabyrinths für die Stadt Korschenbroich. Die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft finden nicht nur im Rahmen des regulären Schulunterrichts, sondern darüber hinaus während der Freizeit der Schüler statt. Den Webstuhl für das Museum haben 13 Schüler der Jahrgangsstufe 9 selbständig entworfen und gebaut. Das Funktionsmodell ist zum Anfassen gedacht und soll vor allem Kindern und Jugendlichen im Museum das Ausprobieren und Begreifen der prähistorischen Webtechniken ermöglichen. Gewichtswebstühle wurden seit der Jungsteinzeit bis in das Hochmittelalter hinein benutzt, um aus gesponnenen Woll- und Leinenfäden ein Gewebe herzustellen. Die Webstühle funktionierten nach einem einfachen Prinzip: Die an dem Tuchbaum befestigten Kettfäden hängen senkrecht herunter und werden unten durch Gewichte aus Ton oder Stein straff gehalten. Ein Trennstab im unteren Drittel des Webstuhles trennt jeden zweiten Kettfaden. Da der Webstuhl leicht schräg steht, fallen die Kettfäden, die nicht vom Trennstab gehalten werden, senkrecht nach unten und bilden ein "natürliches" Fach. Durch dieses wird der waagerechte Schussfaden geführt und nach oben mit dem Webschwert oder der Hand fest angeschlagen. Danach wird das zweite "künstliche" Fach mit einem Litzenstab gebildet. An ihm sind die nicht vom Trennstab gehaltenen Kettfäden durch Schlingösen befestigt. Die Ausstellung "Bronzestreif am Horizont" führt den Besucher in die noch unbekannte Welt der Bronze- und Eisenzeit am Niederrhein. Bereits 1000 Jahre vor Ankunft der Römer betrieben hier Bauern intensiv Ackerbau und Viehzucht in einer weitgehend gerodeten Landschaft. Die Verarbeitung von Wolle besaß in der Zeit von Troia und Homer eine große Bedeutung, von der teilweise sehr aufwendig gewebte Kleidungsstücke, von denen Nachbildungen in der Ausstellung zu sehen sein werden, beredtes Zeugnis ablegen.
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