18.06.2007 - Kindeswohl - Prävention statt "Staatsaktion"

Neuss (PN/Fi). Zur Stärkung der sozialen Frühwarnsysteme und zur Prävention von möglichen Kindeswohlgefährdungen wird im Jugendamt eine zentrale Anlaufstelle für Ärzte, Hebammen und Fachpersonal geschaffen.

Diese soll - auch außerhalb der Bürozeiten - die kurzfristige Weiterleitung von Nachrichten für das Jugendamt sicherstellen. Die Verwaltung hofft, hierdurch den Kontakt zwischen den Akteuren verbessern und den Informationsfluss im Interesse der betroffenen Kinder verkürzen zu können. Präventiv wird außerdem der Kontakt und die Zusammenarbeit insbesondere zu frisch entbundenen Müttern über deren erste Kontaktpersonen, also Ärzte und Hebammen, intensiviert. In Neuss existiert bereits jetzt ein komplexes Netzwerk der Hilfen, Ansprechpartner und Angebote für Kinder, Mütter und Familien, das immer weiter ausgebaut und verfeinert wird. Zurzeit wird ein umfangreiches Konzept unter dem Titel "soziale Frühwarnsysteme in der Stadt Neuss" erarbeitet. Dieses soll im Herbst als Zwischenbericht dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt werden. Dazu gehört ein Handbuch für Fachkräfte, in dem sowohl umfassende und detaillierte Beschreibungen des Tatbestands der Kindeswohlgefährdung, als auch Form und Weg der Weitergabe einer entsprechenden Meldung übersichtlich und verbindlich festgelegt sind. Damit kann erforderliche Hilfe durch das Jugendamt ohne Verzögerungen erfolgen. Für alle, die mit Kindern in Berührung kommen, wurde ein Merkblatt entwickelt, das an Kindertagesstätten, Schulen und Praxen verteilt wird. Darüber hinaus versucht das Jugendamt weitere Partner zur Unterstützung von jungen Müttern zu gewinnen. Die neue zentrale Anlaufstelle im Jugendamt kann von Ärzten, Hebammen und weiteren Fachpersonal jederzeit telefonisch erreicht werden. Außerhalb der Bürozeiten werden auf einem Anrufbeantworter Nachrichten für das Jugendamt hinterlassen, die kurzfristig und ohne Verzögerung bearbeitet beziehungsweise weitergeleitet werden. Hierdurch soll der Kontakt und der Informationsfluss zwischen den Akteuren im Interesse der Betroffenen verkürzt werden. Diese Koordinationsstelle ist nicht als Anlaufstelle für Mütter vorgesehen. Diese und alle anderen Betroffenen wenden sich über die Telefonnummer 02131/905101 direkt an das Jugendamt oder im akuten Notfall über die Feuerwehr, Telefon 112, an den Bereitschaftsdienst des Jugendamtes, der rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, bereit steht. Über viele Hilfen sind Eltern nicht informiert. So existiert die Möglichkeit, zwischen dem elften Tag bis zum Ablauf von acht Wochen nach der Geburt bis zu 16 zusätzliche Termine für Unterstützungsleistungen durch Hebammen nach ärztlicher Verordnung zu erhalten. Diese Leistungen sind reguläre Krankenkassenleistungen. Eine Tatsache, die vielen "Betroffenen" sicherlich so bisher nicht bekannt ist. Zur besseren Information wurde für Familien zwischenzeitlich auch eine Broschüre über soziale und gesundheitliche Dienste erstellt, die ab sofort im Jugendamt zur Verfügung steht.

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