13.02.2008 - Abwasserkanal aus dem 13. Jahrhundert entdeckt
Eine kleine Sensation nennt Sabine Sauer den Fund eines Abwasserkanals aus dem 13. Jahrhundert, der heute Morgen in der Neusser City ans Tageslicht kam.
Sabine Sauer ist Stadtarchäologin und beobachtet zurzeit zahlreiche Baustellen im Hauptstraßenzug. Dort wird seit Jahresbeginn das innerstädtische Kanalsystem umfangreich saniert. Dass die Neusser Stadtarchäologin jetzt neben sanierungsbedürftigen Kanalrohren aus der Neuzeit auch auf ein über 700 Jahre altes Relikt der mittelalterlichen Stadtentwässerung stieß, bezeichnet Sauer als außergewöhnlichen Glücksfund. Bislang hatte man immer angenommen, dass es in den niederrheinischen Städten außerhalb von Köln keine Entwässerung gab und dass die profanen Bürgerbauten des 13., 14. und 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit hin eigentlich keine geregelte Wasserentsorgung hatten. Die einzige Ausnahme bildeten gelegentlich die Klöster.
Der jetzt im Bereich des Büchel gefundene und auf rund vier Meter Länge freigelegte Kanal aber gehörte offensichtlich nicht zu einem Kloster. Er entwässerte einerseits Richtung St. Quirin in den Rhein und lief andererseits auf die Ecke des Hauses Büchel 20 zu. Hier aber stand im Mittelalter das berühmte größte Haus von Neuss, „Haus Falkenstein“, das im Mittelalter das überragende Bürgerhaus war und eine Grundfläche von 20 x 20 Metern sowie einen Doppelkeller von über sechs Meter Tiefe hatte. Es war ein Haus, das exzeptionell ausgestattet war. Der historische Abwasserkanal unterstreicht dies nochmals eindrucksvoll.
Der Kanal ist halbrund aus Tuffsteinen gemauert. Die Unterseite bilden zirka 80 Zentimeter lange und 30 bis 40 Zentimeter breite Schieferplatten. Die Materialien stammen aus der Eifel und gelten als sehr teure Baumaterialien. Ziegelsteine fehlen vollkommen. „Deshalb“, so Sabine Sauer, „sind wir in einer Zeit vor 1300.“ Der Kanal wurde offensichtlich auch schon im 15. Jahrhundert wieder verfüllt, denn die Archäologen konnten aus dem Graben heraus Siegburger Steinzeug bergen sowie Knochenmaterialien und anderen Siedlungsschutt. Inzwischen wurde der wichtige Fund sorgsam kartiert. Er wird als Bodendenkmal erhalten. *