22.04.2009 - „Darbi“ in der Alten Post
Neuss (PN/Sev). „Darbi“, auf Deutsch „Arbeiten“, lautet der Name einer Ausstellung der lettischen Fotografin Ieva Epnere, die am kommenden Donnerstag, 23. April 2009, im Kulturforum Alte Post eröffnet wird.
Epnere war 2005 Stipendiatin des Landes NRW, der Stadt Düsseldorf und des Ateliers Höherweg e. V. In der Ausstellung zeigt sie insgesamt 88 Fotografien aus den Serien „Circus“ (2006-2008), „Mikrorajons“ (2006-2008), „Vainode“ (2007-2008), „Moments of happiness“ (2005). Mit der einzigen Fotoausstellung in diesem Jahr geben die Verantwortlichen der Alten Post den Startschuß für ein neues Konzept: neben regionalen Arbeiten werden nun auch Werke internationaler Künstler gezeigt.
Epneres Photographien beschreiben Situationen, die ein Gefühl des Vergehens und des Verschwindens hervorrufen. So haben beispielsweise die Hochhaussiedlungen der lettischen Trabantenstädte ihre ursprüngliche Selbstherrlichkeit und Bindung an konkrete historische Daten verloren. Sie sind zur Natur geworden und gleichen eher „Schloßruinen“. Ähnlich wie Caspar David Friedrichs Wanderer in ein Nebelmeer blickt, so blickt auf einer Photographie eine alte Frau mit Kopftuch auf die „Landschaft“ des von der matten Herbstsonne beschienenen gegenüberliegenden Hochhauses. Dies ist ihre Vergangenheit, doch jetzt scheint sie eher mystisch denn konkret zu sein.
Ob Wachmann, Kassiererin, Polizist oder Verkäuferin: diese am Fuße der „Schloßruinen“ aufgewachsenen Kinder haben nur wenig mit den Symbolen der Zukunft und des Fortschritts gemein, als wäre die Zeit ihrer Chancen gleichzeitig mit der Pracht der Gebäude vergangen. Früher wuchs in diesen Vierteln eine Generation junger Ingenieure, Physiker und Laboranten heran – heutzutage ist die einzige „Kulturerfahrung“ dieser Kinder nicht selten der nächste Supermarkt. In ihren Portraits hat Ieva diese Halbwüchsigen fixiert, kurz bevor ihr „Viertel“ ihnen seinen Stempel aufgedrückt hat. Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte. „Die Bilder bestätigen, dass die Augen Fenster zur Seele sind“, beschreibt der Kurator Klaus Richter die ausdrucksstarke Wirkung der abgebildeten Personen.
Mit großem Respekt hat Ieva die Künstler des Rigaer Zirkus portraitiert, deren Ruhm gemeinsam mit der sowjetischen Ära erloschen ist. Sie richtet ihren photographischen Fokus auf
Menschen, deren Lebensmotto körperliches Risiko, Mut und Ausdauer sind. Der Zyklus „Vaiņode“ zeigt das Haus ihres Großvaters kurz nach dessen Auszug beziehungsweise kurz vor dem Einzug der neuen Besitzer fixiert. Dabei entsteht eine symbolische Konfrontation von Werten, die für dieses Haus relevant sind. Neben dem vom Großvater eigenhändig gebauten Schuppen und dem im Laufe vieler Jahre angelegten Blumengarten tauchen nun Elemente eines „Gartens nach europäischem Standard” auf. So fixiert sie diesen mit Kindheitserinnerungen gesättigten Ort, bevor dort „alles vorbei“ ist. Die Ausstellung geht bis zum 17. Mai 2009.
Ieva Epnaer wurde 1977 in der lettischen Stadt Liepaja geboren. Sie lebt und arbeitet in Riga. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Von 1996 bis 2003 studierte sie an der Lettischen Akademie für Kunst (LAA). Sie beendete Ihr Studium erfolgreich mit einem Master (MA) in „Visueller Kommunikation“. Für Ihre Arbeiten erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen. So gewann sie unter anderem die „Sony Talent Trophy Photo Competition“ in Lettland im Jahr 2004 und wurde Zweite beim lettischen „Photography Award 2006“.
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