22.04.2009 - Fest für den Hauptstraßenzug | Et es jeschafft: Großbaustelle ist Geschichte | Eröffnung mit Musik, Theater und historischen Straßenbahnen

Neuss (PN/kl). Nach rund 15monatiger Bauzeit ist die Großbaustelle Hauptstraßenzug ab Samstag Geschichte.

Die Neusser Innenstadt lädt wieder zum Einkaufen, Flanieren und Verweilen ein. Im Beisein von Bürgerinnen, Bürgern und Gästen werden Bürgermeister Herbert Napp, Stadtwerke-Chef Heinz Runde und Rheinbahn-Vorstand Dirk Biesenbach die neugestaltete Neusser Einkaufsmeile ihrer Bestimmung übergeben. Um 11 Uhr startet die Eröffnungsfeier auf dem oberen Markt vor dem Rathaus mit einer Talkrunde, die von WDR-Redakteurin Beate Kowollik moderiert wird. Die 20köpfige Brass-Band Schwarz-Rot-Atemgold, ein Musikkraftwerk mit beeindruckenden Perkussionskaskaden, sorgt mit Bläserklängen vom Rathausbalkon für die nötige Aufmerksamkeit.

Der Rathausbalkon steht an diesem Tag übrigens allen Neusserinnen und Neussern offen. Eine einmalige Gelegenheit, aus dieser Perspektive auf das Leben im Hauptstraßenzug zu schauen. Zugang durch das Rathausfoyer ab 11.30 Uhr.

Nach der Eröffnung bietet sich den Besuchern der Innenstadt ein mehrstündiges Fest, das von Stadt, Stadtwerken, Neuss Marketing und Rheinbahn gemeinsam organisiert worden ist. Musikgruppen und farbenprächtig kostümierte Theaterensembles ziehen durch den Hauptstraßenzug.

Die neu gestaltete Einkaufsmeile verwandelt sich in eine große Bühne. Dazu gehören auch Fahrten mit Historischen Straßenbahnen. So stellt die Rheinbahn eine Bahn aus dem Jahr 1926 auf die Schienen, die seinerzeit den Verkehr auf die Furth sicherstellte. Die historischen Bahnen pendeln von 11 bis 18 Uhr kostenlos zwischen Theodor-Heuss-Platz und Stadthalle.

Entlang der neugestalteten Haupteinkaufsstraße werden die Bands „International Brass“ aus Mönchengladbach und das Damen-Quintett „Venusbrass“ aus Berlin für Spaß und gute Laune sorgen. Mit dabei ist auch die Formation „Die Energiebündel“. Der Sound der mobilen Band ist mit „Polka, Jazz und Cha Cha Cha“ nur grob umrissen. Jazz-Improvisationen würzen die Ohrwürmer aus vielen Ecken der Erde.

Das Innenstadtfest steht unter dem Motto „Die neugestaltete Innenstadt in einem Fest der Farben“. Deshalb werden insbesondere mobile Theatergruppen für künstlerische und farbliche Akzente in der City sorgen. Die Gruppe „Die Stelzer“ aus Landsberg am Lech kommt mit zwei Inszenierungen nach Neuss. Bei den farben- und phantasiereichen Choreographien „Die Zeitreisenden“ und „Pulcinella“ zeigen sie den Zuschauern im Straßenraum kurze Szenen, Prozessionen, Artistik und mobiles Theater im Stil der Commedia dell'Arte.

Zwischen Oberstraße und Niederstraße spielt das „Fenix Theatre“ aus Hannover und inszeniert „Sky Dreams“ – eine nonverbale und interaktiven Performance. Im Mittelpunkt: Bewegungsmagie, unglaubliche Körperbeherrschung und eine präzise Choreographie.

Ein außergewöhnliches Ereignis für die Besucher wird auch die Begegnung mit der Theatergruppe „PasParTouT“ sein und ihren Walk Act „Cook Tales“. Das Publikum wird über den aufgeplusterten, eitlen Streitgockel, die zickige Glucke und das klapprige Suppenhahn staunen und sich – freiwillig oder unfreiwillig – von diesem komödiantischen Hühnerhaufen auf humorige Weise den Spiegel vorhalten lassen.

Unter Umständen begegnen die drei verrückten Hühner auch den zeit- und ziellos umherschlendernden Figuren Bobby Georg Baker und dem Goldfisch Lars aus dem Glas. Während der Bobby in der Innenstadt für Ordnung sorgen wird,  schwimmt Lars poetisch wie ein Goldfisch im Aquarium, obwohl er schon die Freiheit erlangt hat.

Für die jüngsten Besucher wird es am Konvent eine Spiel-, Schmink- und Malzone geben. Unter fachkundiger Anleitung können sich die Kinder schminken lassen bzw. eigene Bilder malen und Masken bauen. Als besondere Überraschung hat sich „die“ Maus angekündigt. Seit Jahrzehnten kennt und liebt man sie - die Lach- und Sachgeschichten mit der Maus. Zwischen Konvent und Rathaus können die großen und kleinen Besucher die berühmte Fernsehmaus hautnah erleben. Die etwa zwei Meter große Puppe wird Autogramme geben und sich zusammen mit den Kindern fotografieren lassen.

Apropos Fotos: An der Niederstraße können sich die Besucher in einem Zelt vor einem für Neuss typischen Hintergrund von einem Fotografen unter dem Motto „Jut für Neuss“ kostenlos ablichten lassen. Ein Geschenk der Stadtwerke Neuss, damit die Passanten eine Erinnerung an diesen Tag mit nach Hause nehmen können.

Neben diesem mobilen Fotostudio erwartet die Passanten noch eine Vielzahl von Aktionen in und vor den Geschäften der Innenstadt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen insbesondere die Auftritte von fünf Artisten der Nationalen Zirkusschule aus der französischen Partnerstadt Châlons-en-Champagne, die extra zur Eröffnung des Hauptstraßenzuges nach Neuss reisen. Die Zirkusschule bildet seit vielen Jahren den internationalen Artisten-Nachwuchs aus. Artistisch ist auch das zu nennen, was die „Musterkanaken“ präsentieren. Elf junge Männer haben unter der Leitung von Hamdi Berdid eine HipHop-Choreographie einstudiert, die viel von ihrem Leben als Neu-Deutsche erzählt. Szenen am Samstag im Hauptstraßenzug. Premiere ist am 28. April in der Alten Post.

In einem Schaufenster der Galeria Kaufhof läuft ein höchst interessanter und amüsanter Film, der im März und Mai 2008 bei den Kanalbauarbeiten entstanden ist. Ein Musikcorps der Jäger marschiert in die Baugrube an der Oberstraße und kommt unter dem Dirigenten Bürgermeister Herbert Napp am Markt wieder aus der Baugrube heraus.

Wer sich nach der umfangreichen Neugestaltung des Straßenprofils noch mal Bilder vom alten Hauptstraßenzug in Erinnerung rufen will, hat dazu im Foyer des Rathauses reichlich Gelegenheit. Noch bis zum 6. Mai zeigen das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und das Stadtarchiv eine höchst sehenswerte Ausstellung mit über 45 historischen Schwarz-Weiß-Fotografien, die auf Großtafeln aufgezogen sind. Die älteste ist auf das Jahr 1895 datiert, die letzte zeigt Gebäude der Niederstraße im Jahr 1994.

Schülerinnen und Schüler der Kreuzschule präsentieren ein 2,50 Meter großes Modell des Niedertors aus Karton. Das Modell der Viertklässler wird am ehemaligen Standort des historischen Tores an der Niederstraße/Ecke Erftstraße aufgebaut. Für die Besucher gibt es außerdem ein Rätsel rund um die Neusser Stadtmauer.

Zum Abschluss des Festes haben sich die Veranstalter etwas ganz Besonderes ausgedacht: Während einer Fahrt mit der „2498“, einem Fernbahnzug aus den sechziger Jahren, findet ein Poetry Slam statt. Die Rheinbahn AG stellt diesen Zug, der seit 1997 zu ihrem Oldtimerwagenpark gehört, für diese außergewöhnliche Aktion zur Verfügung. Poetry Slam ist ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem Autorinnen und Autoren ihre selbstgeschriebenen Texte innerhalb einer bestimmten Zeit (5 bis 7 Minuten) vortragen. Die Grundidee des Poetry Slams besteht darin, die Texte nicht nur zu lesen, sondern zu performen, d. h. die Autoren flüstern, schreien, jaulen oder keuchen ihre Beiträge. Moderatorin Anja Backhaus begrüßt an Bord Katinka Buddenkotte (Köln), Florian Cieslik (Krefeld), Pauline Fueg (Eichstätt), Mimi Meister (Ansbach), Markim Pause (Düsseldorf) und Peh (Berlin).

Die Poetry-Slam-Touren dauern jeweils knapp eine Stunde und starten um 19.30 Uhr, 20.45 Uhr und 22 Uhr. Start und Ziel ist die Haltestelle Stadthalle Neuss. Eintrittskarten zum Preis von fünf Euro gibt es ausschließlich bei der Tourist-Information Neuss am Büchel, Telefon: 02131-4037795.
*
Sanierung Hauptstraßenzug
Zahlen, Daten, Fakten

 

Bauzeit: 16. Januar 2008 bis 24. April 2009
Unterbrechungen durch Schützenfest, Vorweihnachtszeit, Vergabebeschwerde und Winterwetter in 2009

Saniert wurden 475 Meter Schmutzwasserkanal im Inlinerverfahren (Krefelder Straße), 700 Meter Schmutzwasserkanäle im offenen Verfahren sowie 600 Meter Regenwasserkanäle und 400 Senken- und Hausanschlüsse. Darüber hinaus wurden eine Pumpstation und ein 45 Meter langes Regenklärbecken im Kastenprofil erbaut.

Neu verlegt wurden  insgesamt 3290 Meter Schienen, davon 3030  Meter gerade Gleise und 260 Meter gebogene Gleise sowie zwei Weichen. Behindertengerechte Haltestelle Markt sowie behindertengerechte Bushaltestellen Krefelder Straße und Landestheater.

Neu gepflastert wurde im Gleisbereich eine Fläche von rund 1700 Quadratmetern sowie rund 10.000 Quadratmeter Gehwegfläche.

96 neue Lampen der Marke Residenza sorgen für angenehmes Licht. Neue Möblierung durch Bänke, Fahrradständer, Papierkörbe und Poller. Architekturbeleuchtung am Sebastianuskloster und am Schwatte Päd

Sichtbarmachung des historischen Niedertors mit Bronzemodell des Bildhauers Michael Franke

Gesamtkosten rund 20 Millionen Euro