06.11.2009 - Kulturgeschichte des Puzzlespiels
Neuss (PN/Sev). Eine Ausstellung mit dem Titel „Gebt, Götter, mir Geduld! - Kulturgeschichtliches zum Puzzlespiel aus vier Jahrhunderten“, wird vom kommenden Sonntag, 8. November 2009, bis zum 31. Januar 2010, im Clemens-Sels-Museum präsentiert.
Zu bestaunen sind dann rund 300 Objekte zu Mosaik-, Lege- und Puzzlespielen aus der ganzen Welt. Als „einen echten Leckerbissen für die ganze Familie“ bezeichnete Museumsdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz die letzte Ausstellung in diesem Jahr im Clemens-Sels-Museum. Neben ausgewählten historischen Spielen aus dem eigenen Bestand des Clemens-Sels Museums wird im Wesentlichen die Sammlung von Betsy und Geert Bekkering aus dem niederländischen Enschede präsentiert, die heute in Europa zu den bedeutendsten gehört. Bereits seit 25 Jahren sammeln die beiden Puzzlespiele aller Art: „Wir haben über 5000 Schachteln, die Teile haben wir nicht gezählt“, berichtet Geert Bekkering. Wer will kann sich auch selbst in der Herstellung von Puzzlen üben, ein extra eingerichteter „Produktionsbereich“ lädt zum Herstellen der Legespiele ein.
Die Wurzeln der Puzzles reichen bis in die Antike zurück. Hier versuchte man aus geometrischen Formen neue Figuren zu kreieren. Erst im 17. Jahrhundert tauchen die noch heute bekannten Bilderwürfel auf. Ihre Karriere verdanken die Puzzlespiele der Pädagogisierung des Unterrichts. Im 18. Jahrhundert setzten Hauslehrer sie als Lernmittel ein. Auf Holz aufgezogene Landkarten, die an den Ländergrenzen zersägt waren, mussten von den Schülern zusammengefügt werden. Spielerisch wurden so geografische Kenntnisse vermittelt und vertieft. Mit der wichtiger werdenden Frage, wie Kinder richtig zu erziehen und in ihrer Entwicklung zu fördern seien, wuchs der Markt für nützliche Spiele. Bald wurden Puzzles, die zunächst ein Gesellschaftsspiel für Erwachsene waren, auch für Kinder angeboten. Dabei sollten sie nicht nur dem Zeitvertreib dienen. Die unterschiedlichen Motive der Spiele folgten auch dem Ziel, den Kindern zum Beispiel religiöse und moralische Botschaften, historische Kenntnisse oder naturwissenschaftliche Inhalte mit dieser Neugier weckenden Methode näher zu bringen und sozusagen begreifbar zu machen. Auch das Rollenverständnis von Jungen und Mädchen wurde über das Puzzlespiel geprägt. „Für Mädchen gab es Puppenstuben als Puzzle, wohingegen Jungen dreidimensionale Festungen aus Bauklötzen zusammenpuzzeln konnten“, erklärt der Kurator der Ausstellung, Dr. Thomas Ludwig. Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts begann in Deutschland eine große Puzzle-Welle. Seitdem werden mit diesen Spielen solche Ziele weniger verfolgt. Im Vordergrund steht nun das Trainieren von Kompetenzen wie Geduld und systematisches Denken. Das Puzzlespiel und seine Geschichte sind also von kulturgeschichtlicher Relevanz, denn die Spiele prägten die Alltags-, Freizeit- und Lernkultur. Zudem sind sie ein Spiegel für die gesellschaftliche Normen und Werte. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.clemens-sels-museum.de.
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