07.07.2010 - Experiment: Legionär auf dem Laufband
Neuss (PN/Hüg). „Ein römischer Legionär hatte einen Kalorienverbrauch wie ein Hochleistungssportler – zum Beispiel vergleichbar mit einem Radrennfahrer bei der Tour de France“, erklärt Tina Heinrich, Leiterin des Testcenters der Firma Leistungsdiagnostik.de.
Dies ist das Ergebnis eines Experiments unter der Leitung von Dr. Carl Pause vom Neusser Clemens-Sels-Museum, das jetzt unter professionellen Bedingungen in einem Labor für Leistungsdiagnostik durchgeführt wurde. Hierzu musste Sascha Severin vom Neusser Presseamt als römischer Legionär in kompletter – 30 Kilogramm schwerer – Marschmontur (Schwert, Speer, Schild, Kettenhemd, zwei Tuniken, Militärgürtel und ein Tragestab mit Bündel) einen sogenannten Stufentest auf einem Laufband absolvieren.
Mit einer modernen leistungsdiagnostischen Methode (Atemgasanalyse) wurde unter anderem sein Kalorienverbrauch gemessen. Beginnend bei vier Stundenkilometern erhöhte Testleiterin Heinrich alle zwei Minuten die Durchschnittsgeschwindigkeit um einen Stundenkilometer. Nach 45 Sekunden, bei elf Stundenkilometern, wurde der Versuch abgebrochen. „Viel mehr wäre nicht drin gewesen, ab neun Stundenkilometern wurde es langsam unangenehm, bei elf Stundenkilometern war es absolut grenzwertig“, so Severin nach dem Versuch. Seine subjektive Sicht wurde auch durch das Untersuchungsergebnis unterstrichen:
So verbrannte Severin auf einer Distanz von 15 Kilometern bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sieben Stundenkilometern knapp 1700 Kalorien. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von elf Stundenkilometern verbrauchte er auf der gleichen Distanz etwa 2700 Kalorien. Bekannt ist, dass Legionäre nicht selten Märsche von bis zu 30 Kilometern und mehr absolviert haben. „Die aufwändige Versorgungslogistik des römischen Heeres erscheint jetzt in einem ganz neuen Licht““, stellt Projektleiter Pause fest. „Irgendwie muss man ja die Kalorien beschafft haben“, so Pause weiter. Hintergrund des Versuchs ist die Ausstellung „Grenzenlose Gaumenfreuden - Römische Küche in einer germanischen Provinz“, die am 10. September 2010 im Clemens-Sels-Museum Neuss eröffnet wird. Dort werden weitere Ergebnisse und ein Film des Experiments zu sehen sein. Zuvor gibt es die Gelegenheit, einen ersten Mit-schnitt auf dem am 30. Juli stattfindenden Stadtfest „Nüsser Genüsse“ anzusehen.
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