16.07.2010 - „Gewidmet von...“ - Ausstellung der Königsgeschenke
Neuss (PN/Hüg). „Gewidmet von…“ ist der Titel der neuen Sonderausstellung, die am Sonntag, 18. Juli 2010, um 15 Uhr eröffnet wird.
Das „typische“ Geschenk eines Schützenkönigs an seinen Verein oder seine Bruderschaft ist ein silberner Schild für die Königskette. Diese Tradition bildete sich bereits im 16. Jahrhundert aus und ist bis heute in ganz Deutschland und auch in den Niederlanden verbreitet. In Neuss hat sich hingegen gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine ganz eigene Tradition entwickelt: das Königsgeschenk. Dabei überreicht der Schützenkönig gegen Ende seiner Amtszeit - früher im Rahmen des Königsmahls im Anschluss an die Parade, heute beim Königsehrenabend - dem Neusser Bürger-Schützen-Verein ein Geschenk. Anfangs stifteten die Könige vor allem Ketten, Trinkbecher oder Geschirrteile aus Silber. Da sich die Ketten häuften, stellte sich den Schützenkönigen die Frage, welche der Ketten man den tragen solle, da man ja keinem der Stifter vor den Kopf stoßen wollte. In Neuss wurde dies ganz einfach gehandhabt: man trug alle. Auch die meisten Anhänger der heutigen Königskette stellen Königsgeschenke dar. Andere Könige ließen Fahnen restaurieren oder neu anfertigen, finanzierten neue Brustpanzer für die Vorreiter oder ein Schwert für den Ritterschlag auf dem Krönungsball oder Ehrenzeichen für die Amtsträger des Vereins. Seit den 1970er Jahren treten die Könige mit ihren Geschenken aber auch zunehmend in die Öffentlichkeit: Dr. Heinz Günter Hüsch überreichte 1972 eine Tafel mit schützenfestlichem Motiv, die - angebracht an der Außenwand des Zeughauses - das ganze Jahr über an das große Volksfest erinnern soll. Seitdem finden sich vor allem rund um das Rathaus und den Marktplatz zahlreiche weitere Königsgeschenke: die Skulptur „Stadtwächter“ von Anatol Herzfeld (Franz Josef Badort 2002), der „Schützenwald“ von Dieter Patt (Thomas Nickel 1991) oder die Königsstele in der Krämerstraße (Karl Theo Reinhardt 2007) sind nur einige Beispiele. So wird das Geschenk für den Schützenverein allmählich immer mehr auch zu einem Geschenk für die Bürger der Stadt Neuss, denn das Schützenfest ist in erster Linie ein Fest für die Bürger.
Dr. Britta Spies und Martin Bock vom Schützenmuseum haben alle Königsgeschenke, die seit 1892 bekannt sind, zusammengetragen und präsentieren diese nun im Original oder als Foto bis zum 26. August 2010 im Rheinischen Schützenmuseum. Einige der Ausstellungsstücke müssen dann wieder an den Neusser Bürger-Schützen-Verein zurückgehen, da diese natürlich beim Schützenfest nicht fehlen dürfen. Darüber hinaus wird ein Katalog zur Ausstellung erscheinen: Britta Spies und Martin Bock: „Gewidmet von…“ Die Geschenke der Neusser Könige an den Bürger-Schützen-Verein.
Das Rheinische Schützenmuseum wurde im Jahr 2004 eher formal gegründet, da weder viele Ausstellungsstücke, noch genügend Räumlichkeiten vorhanden waren: erst seit Kurzem steht dem Museum auch die zweite Etage im Haus Rottels zur Verfügung. In der Anfangszeit waren es sogar nur einige Räume, da die Stadthistorische Ausstellung des Clemens-Sels-Museum in den Räumlichkeiten vorübergehend eingezogen war. „Das Schützenmuseum sollte in die Räumlichkeiten im Haus Rottels reinwachsen, das war die Idee hinter dieser Planung“, wie Dr. Britta Spies erläutert. Doch die ursprüngliche Idee für ein Schützenmuseum reicht zurück bis ins Jahr 1960. Schützenkönig Joseph Lange überreichte damals das erste Königsgeschenk in Form eines Buntglasfensters an eine Einrichtung, die es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gab: Ein Schützenmuseum. „Hier habt ihr das Fenster, jetzt baut das Haus für die Schützen dazu.“, das war seine Idee, die mittlerweile nach 44 Jahren auch umgesetzt wurde. Seither wird das Schützenmuseum von einer Stiftung getragen, die unter anderem von der Stadt Neuss, dem Rhein-Kreis Neuss und dem Neusser Bürger-Schützen-Verein unterstützt wird. Die eigentliche Sammlung der Stücke begann somit erst im Jahr 2005 und geht seither gut voran: mittlerweile beherbergt das Museum zirka 5000 Objekte, darunter auch viele Kleinteile wie zum Beispiel Orden oder Anhänger, von denen etwa 100 für die Sonderaustellung verwendet werden. Einige der Ausstellungsstücke gehören nicht dem Rheinischen Schützenmuseum. Es sind meist Leihgaben von Schützenvereinen, Bruderschaften oder anderen Museen, die ihre Königsgeschenke für einige Monate zur Verfügung stellen. Die ältesten Objekte stammen aus dem 16. Jahrhundert. Hierbei handelt es sich unter anderem um ein Kurzschwert mit Gravuren, welches wohl zur damaligen Zeit als Ehrenzeichen überreicht wurde. Das älteste Objekt aus dem eigenen Bestand des Schützenmuseums geht zurück ins Jahr 1891. Ein Ringkragen für die alte Königskette, überreicht von Schützenkönig Karl Denecke. Das Rheinische Schützenmuseum sammelt jedoch nicht nur Neusser-Objekte. Auch eine Uniform aus Mönchengladbach wird ausgestellt.
Das Museum verzeichnet pro Jahr etwa 2.500 Besucher. Den Großteil machen hierbei Gruppen aus, vor allem Kinder- und Schülergruppen im Rahmen des museumspädagogischen Programms. „Die Kinder sind begeistert von der Ausstellung und immer traurig wenn sie wieder gehen müssen.“ berichtet Dr. Britta Spies.
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