19.07.2010 - Shakespeare Festival 2010: Spielfreudiger Start - Impressionen aus 20 Jahren Festival in der Sendung WestArt vom WDR
Neuss (PN/Sev). Banjo, Saxophon und Schlagzeug, dazu die erste von vielen artistischen Tanzeinlagen unter dem schlichten Leinenzelt, das auf der Bühne des Globe errichtet ward:
Anfangs sah es ganz so aus, als sollte der Sommernachtstraum, den uns die Londoner Globe Touring Company zur Eröffnung des diesjährigen 20. Shakespeare Festivals Neuss mitgebracht hatte, eine Charleston-Party in Eastbourne, Brighton oder Bexhill-on-Sea werden. Doch das war nur die Ouvertüre zu einem Märchen, wie man' sich als Einstieg in die neuen Festspiele nicht schöner, menschlicher und geistreicher hätte denken können. Ganz klassisch war dieser Shakespeare, im Originaltext, wunderbar klar artikuliert, leicht zu verfolgen und so kurzweilig, dass die Pause nach rund 75 Minuten beinahe schon zu früh kam. Kostümwechsel teils auf der Bühne, elfische und irdische Soundeffekte, ein köstlich ausbalanciertes Wechselspiel zwischen den Liebespaaren Hermia-Lysander und Helena-Demetrius (Hara Yannas & Mark Quartley bzw. Louise Ford & Leon Williams), teils komische, teils echte Verzweiflung, Liebesglut, Ablehnung, Wut und Verachtung, je nachdem, wohin die Zaubertropfen Oberons gerade fielen. Ein sexy Puck (Bethan Walker), frech, ein bisschen frivol und sehr feminin, nie etwa ordinär oder zotig – das durfte allenfalls der zum Asinus verzauberte William Mannering als Bottom-Zettel (die Doppeldeutigkeit des englischen »Ass« ist ja auch zu verlockend), der am Ende als Pyramus allein schon den ganzen Eintritt wert gewesen wäre, obendrein aber auch einen überzeugend krakeelenden Egeus abgab. Oberon (und Herzog) Simon Merrels, stets ein wenig distanziert, weil Drahtzieher des gesamten Spiels, Jasmine Hyde (Titania und Hippolyta) in teils aristokratischer Kühle, teils unerklärlicher Liebesglut, endlich das Rüpelspiel, bei dem einem die Tränen in die Augen schossen, und der Bergamasker Tanz, der hier natürlich den Bogen zum Eingangs-Charleston schloss: Da dröhnte es so explosionsartig durch das herrliche Rund des Globe, dass die Akteure im ersten Augenblick geradezu verdutzt die Wirkung bestaunten, die sie mit ihrem traumhaften Sommernachtstraum zustande gebracht hatten. Einige Impressionen des Premierenabends und einen Rückblick auf die bisherigen zwanzig Jahre mit dem Globe können am kommenden Dienstag, 20. Juli, um 22.30 Uhr in der Sendung WestArt des WDR miterlebt werden.
Eintrittskarten und das vollständige Programm gibt es unter www.shakespeare-festival.de im Internet oder am Info- und Kartentelefon unter der Rufnummer 01805 065 065.
*