27.10.2010 - Startschuss Gesundheitsmanagement

Neuss (PN/Sev). Die Stadtverwaltung Neuss hat seit Jahren vom Rat den Auftrag, Personalkosten einzusparen.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurde Mitte dieses Jahres zudem ein Einstellungstopp verhängt. Vor diesem Hintergrund nimmt die Arbeitsbelastung des Personals stetig zu. Um für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Bedingungen zu schaffen, ihre Aufgaben weiterhin gut erfüllen zu können, wird jetzt als eine Maßnahme der Startschuss zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements gegeben. „Dies geschieht nicht zuletzt auch deshalb, damit die Beschäftigten ihren Ruhestand bei guter Gesundheit erleben können“, sagt Personaldezernent Lothar Häck. Inhalte sind zum Beispiel gesunde Ernährung am Arbeitsplatz, Umgang mit Stress, Vorbeugung von Rückenerkrankungen sowie Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig möchten die Verantwortlichen mit diesem Ansatz auch eine Art „Blaupause“ für Kommunen oder Unternehmen in der Region bieten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Zum Auftakt findet im Neusser Rathaus ein „Gesundheitstag“ statt, zu dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen sind. Unter anderem referiert Dr. Christian Feldhaus, beim RWE konzernweit für Arbeitsmedizin zuständig, zum (betriebswirtschaftlichen) Nutzen eines „Gesundheitsmanagements. Darüber hinaus gibt es Vorträge zu den Themen „Stressmanagement“ und „Ernährungsberatung“, ergänzt durch „Gesundheits-Checks“ und Informationen zur „Ergonomie am Arbeitsplatz“. Informationsstände, individuelle Beratung und Kurzworkshops sorgen zudem für Orientierung. Auch die Praxis kommt nicht zu kurz: angeboten werden beispielsweise Kurse wie „Gymnastik rund um die Wirbelsäule“, „Tai Chi“, „Herzsport“ oder „Progressive Muskelentspannung“. Zukünftig geplant ist – in Kooperation mit der Neusser Volkshochschule, den Krankenkassen und anderen Partnern – betriebliche Strukturen und Prozesse aufzubauen und zu entwickeln, um die gesundheitliche Situation, die Arbeitszufriedenheit und die Leistungsfähigkeit des Verwaltungspersonals weiter zu optimieren. „Dabei gilt es vor allem zu klären, welche Bedarfe es gibt und das Pro-gramm entsprechend weiter zu entwickeln – es ist sicherlich nicht damit getan, statt Schnitzel nur Salat anzubieten“, weiß Dolores Burkert, Leiterin des Personal- und Verwaltungsmanagements. Geplant ist daher auch begleitend, im regelmäßigen Turnus – wahrscheinlich alle zwei Jahre –  weitere Umfragen durchzuführen. Es müssen überdies gezielt „Führungskräfte ins Boot geholt werden, die für die Erhaltung der eigenen Gesundheit, aber auch für das Thema Mitarbeitergesundheit sensibilisiert werden“, so Burkert weiter.“ Die Grundlage des Gesundheitsmanagements bildet eine verwaltungsweite Mitarbeiterbe-fragung in Kooperation mit der Fachhochschule Köln (Fakultät für angewandte Sozialwissenschaft, Leiter Professor Gerd Sadowski), die bereits im März dieses Jahres durchgeführt wurde. Befragt wurden rund 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Tätigkeitsschwerpunkten Verwaltung, handwerklichtechnische Berufe sowie Pflege-, Erziehungs- und Sozialdienst. Thematisch ging es dabei beispielsweise um die Zufriedenheit am Arbeitsplatz, Arbeitsorganisation, Berufliche Entwicklung, Fortbildung sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz. Mit rund 58 Prozent verzeichnete die Untersuchung eine sehr gute Rücklaufquote. „Dies ist eine sehr gute Basis um Erwartungen und Wünsche der Mitarbeiter optimal zu berücksichtigen“, betont Projektleiter Gerhard Heide vom Personalmanagement der Stadt. „Die Mitarbeiterschaft der Verwaltung ist schließlich sehr vielseitig, das muss eingefangen werden, um entsprechende Bewegungsangebote zu implementieren“ erklärt Heide weiter.  Bei den Ergebnissen fiel unter anderem auf, dass insbesondere der Themenkomplex Arbeits- und Gesundheitsschutz mit einer besonderen Aufmerksamkeit bedacht wurde. Ferner ist deutlich geworden, dass ein Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und  Arbeiten in gebückter Haltung, schwerem Tragen und arbeiten in der Hocke existiert. Auch gibt es offenbar einen Zu-sammenhang zwischen anhaltendem Sitzen und Nacken-, Schulterschmerzen oder Kopfschmerzen. An Bereitschaft und Motivation etwas dagegen zu tun mangelt es nicht: 60 Prozent der Neusser Belegschaft sind an der Installation von  Sportprogrammen interessiert. Um derartige Beschwerden in den Griff zu kriegen, muss aber kein Leistungssport betrieben werden. Im Gegenteil, „denn oftmals reichen Miniübungen wie zum Beispiel eine leichte Kopf- und Nackengymnastik, um die Beschwerden abzustellen – man muss eben nur wissen, wie es geht“, so Heide.
Neben der Mitarbeiterbefragung stehen der Stadt erstmals mit dem Gesundheitsreport der Krankenkassen differenzierte Analysen zu den Krankheitsursachen und -verläufen zur Verfügung. Hier liegt die Neusser Verwaltung im bundesweiten Trend: leichter Anstieg der Krankenquote, steigender Anteil von Erkrankungen, die bei relativ wenigen Fällen hohe Ausfallzeiten zur Folge haben.
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