02.12.2010 - 50 Jahre Erziehungsberatung

Seit einem halben Jahrhundert besteht die Psychologische Beratungsstelle – Erziehungsberatung – der Stadt Neuss und trägt als Leistung der Jugendhilfe dazu bei, dass eine dem Wohl des Kindes entsprechende Erziehung gewährleistet ist.

Sie richtet sich daher mit ihrem Angebot an Kinder, Jugendliche, Eltern, Sorgeberechtigte und Fachkräfte aus unterschiedlichen sozialen Institutionen wie zum Beispiel Kindertagesstätten, Schulen, Jugendamt und andere Einrichtungen. Es gibt zudem Kooperationen mit Familienzentren, Mitarbeit bei stadtteilbezogenen Projekten und eine gute Vernetzung mit anderen Institutionen und Fachleuten. Anlässlich des 50jährigen Bestehens fand jetzt eine Feier im Rheinischen Landestheater statt.

Zu den Aufgaben der Erziehungsberatung gehören die Unterstützung der Eltern und der Erziehungsberechtigten bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungsverantwortung. Beratung wird bei allgemeinen Fragen der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und bei familiären Konflikten und Krisen geboten. Ebenso bei Scheidungs-, Trennungs- und Umgangsproblemen. Im Zentrum stehen für das siebenköpfige Team der Beratungsstelle (drei Psychologinnen, ein Psychologe, eine Sozialpädagogin und eine Sekretärin, sowie ein Kinderazt) das Kind oder der Jugendliche und die Familie. Daran hat sich in 50 Jahren nichts geändert. „Eltern dabei zu unterstützten, dass sie ihre Kinder im Leben gut begleiten, dass familiäre Krisen überwunden werden können, dass alle Beteiligten gestärkt werden, die Kinder sicherer werden und die Familie wieder Spaß und Freu-de miteinander erlebt, ist eine wunderschöne Aufgabe und eine große Herausforderung“, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Christa Heiken-Löwenau. Die Themen umgreifen alle Arten von Konflikten, Irritationen und Belastungen im Zusammenleben von Kindern und Eltern.

Auch reagiert die Erziehungsberatung auf Veränderungen in der Gesellschaft. Als 1960 die Beratungsstelle gegründet wurde, übrigens als erste in Neuss, lebten die meisten Kinder in ihren Herkunftsfamilien mit Mutter und Vater. Heute wird die Beratung zu großen Teilen von Alleinerziehenden, Stieffamilien und sogenannten Patchwork-Familien in Anspruch genommen.
„Die Scheidungsrate ist seit Mitte der 1970er Jahre stark ange-stiegen und die jungen Eltern, die jetzt zu uns kommen, wuchsen oft bei Eltern auf, die sich getrennt haben. Es ist wahrnehmbar, dass die Familien und die sozialen Beziehungen instabiler geworden sind als früher“, stellt Heiken-Löwenau fest. Darüber hinaus ist eine stetige Zunahme von Familien mit Migrationshintergrund zu verzeichnen, die sich beraten lassen. Dieser Anteil bewegt sich auf 30 Prozent zu. Das niederschwellige Beratungsangebot in Schulen und Kindertagesstätten ist hier sehr hilfreich. Die stärkere gesellschaftliche Wahrnehmung von Beeinträchtigungen des Kindeswohls durch körperliche und sexuelle Mißhandlung hat sich auch im Beratungszusammenhang ausgewirkt, ebenso wie es nun vermehrt Hilfen für Kinder in Trennungs- und Scheidungssituationen gibt.

Die Mehrzahl der Familien meldet sich zur Beratung an, weil die Kinder vielfältige Schwierigkeiten in den Bereichen Entwicklungsauffälligkeiten, Leistungs- und Verhaltensproblemen, Kontakt- und Beziehungsstörungen, emotionalen und familiären Konflikten haben. „Unsere Beobachtung ist, dass es zunehmend Multi-Problem-Familien gibt, mit Eltern, die sich zusätzlich zur Erziehung um Auswege aus der Arbeitslosigkeit, Schulden und eigene psychische Probleme kümmern müssen, also auch oft vielschichtige Schwierigkeiten haben“, so Heiken-Löwenau weiter. Deshalb ist es wichtig, „Eltern unter den veränderten und sich weiterhin verändernden gesellschaftlichen Bedingungen zu befähigen, zu einer positiven Entwicklung ihrer Kinder beizutragen und ihren Erziehungsaufgaben gerecht zu werden.“

In der Beratungsstelle wird gemeinsam an Lösungen gearbeitet und Ressourcen werden bewusst gemacht. Sich verändernde Sichtweisen werden im Alltag erprobt, anschließend in der Beratung reflektiert. Durch den veränderten Blickwinkel kann der Handlungsspielraum in der Familie erweitert werden und somit das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein steigen.
Eine gute Arbeitsbeziehung zwischen den Ratsuchenden und der Beraterin ist eine entscheidende Grundlage. Die Beratung ist freiwillig, vertraulich, kostenlos und kann auch anonym sein.
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