05.10.2011 - Elternarbeit mit türkischen Familien
„Elternarbeit mit türkischen Familien – Türöffner und Stolpersteine“, lautet der Titel...
... eines Vortrages der jetzt von Professor Ahmet Toprak im Rahmen einer Fortbildung des Projektes „ProVier" im Berufskolleg Marienhaus vor rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern gehalten wurde. Ziel der Veranstaltung war es unter anderem mehr Einblick und nicht zuletzt Verständnis über die Strukturen und Denkweisen von türkischen Eltern zu gewinnen, um den Umgang mit ihnen zu optimieren. Denn nur eine entsprechende Elternarbeit, die in der Kindertageseinrichtung beginnt und in der Grundschule aufbauend fortgesetzt wird, stellt die Weichen für eine gute Förderung der Kinder. Dabei räumte Toprak auch mit einigen Vorurteilen auf. Zum Beispiel hinsichtlich des Stellenwertes der Mutter in einer türkischen Familie. „Dort hat der weibliche Part die Hosen an. Die Rolle der Frau ist nämlich sehr zentral – sie führt Entscheidungen meistens herbei, allerdings wird dieser Status nach außen hin nicht preisgegeben", so Toprak. Zudem wies Toprak darauf hin, dass Integrationsprobleme bei (türkischen) Migranten selten religiöser Natur sind. „Meistens haben sie einen politischen, sozialen oder ökonomischen Hintergrund", so Toprak weiter. Toprak ist Mitglied in der deutschen Islamkonferenz und einer der bekanntesten Experten im Bereich der Interkulturellen Pädagogik. Er hat sich als Wissenschaftler intensiv mit dem Thema Elternarbeit mit türkischen Familien auseinandergesetzt und dazu zahlreiche Studien und Veröffentlichungen erarbeitet. Außerdem bringt er aus seiner türkischen Herkunft spezielle Kenntnisse und Erfahrungen mit.
Vor dem Hintergrund des 12. Kinder- und Jugendberichtes von 2007 ist bekannt, dass der Einfluss des Elternhauses auf die Bildungskarriere von Kindern größer ist als der Einfluss von pädagogischen Einrichtungen. Allerdings scheitert der alleinige Appell an Eltern, sich auf ihre Erziehungspflichten zu besinnen oft am Zugang und am Verständnis der jeweiligen Lebensumstände – vor allem bei Familien aus anderen Kulturkreisen, die weder die deutsche Sprache beherrschen noch das deutsche Bildungssystem kennen. „Es gibt aber auch zunehmend in deutschen Familien das Problem, dass die Eltern die Kinder nicht so fördern und die Erziehung so begleiten, wie es das Bildungssystem eigentlich voraussetzt", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn.
Die Veranstaltung war eine gemeinsame Fortbildung für Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer, Erzieherinnen und Erzieher von Kindertageseinrichtungen sowie der Offenen Ganztagsgrundschulen in den Stadtteilen Derikum, Erfttal, Nordstadt (Einzugsbereich der Grundschule „Die Brücke") und Weckhoven. Die Intention von „ProVier" ist die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen und Eltern. Unter anderem durch die Stärkung der Erziehungskompetenz bei den Eltern. Zum Beispiel durch Hilfen bei Erziehung und Versorgung ihrer Kinder.