14.01.14 - Coming-out eines Vampirs
Uraufführung“Fam.Pir” in der Alten Post
Am kommenden 25. Januar, 20 Uhr, wird der erste Teil einer Komödien- Triologie mit dem Namen „Fam.Pir“ in der Alten Post uraufgeführt. Jeder Mensch besitzt einen individuellen genetischen Code, der sein Leben bestimmen wird. Doch was passiert, wenn man sich gegen seine Vorbestimmung wehrt, nur weil man aus der Sicht der anderen so nicht in die Masse passt? Mit dieser Frage wird die Patchwork-Vampirfamilie Pir konfrontiert, als Sohn Oliver von seinen Lehr- und Wanderjahren im Ausland mit einem Problem zurückkehrt. Zentrales Thema der rasanten Situationskomödie sind die Vor-urteile in einer Familie – garniert mit vielen kleinen Randge-schichten aus dem ganz normalen Familienalltagswahnsinn. Bei den Pirs gibt es Charaktere wie in jeder anderen Familie auch – mit dem Unterschied, dass die Eltern, die ungleichen Brüder, die zänkischen Zwillingsschwestern und die spleenige Oma unsterblich sind und auf entsprechend lange Lebenserfahrungen (und Modestile) zurückgreifen können. Sérgio Abajur fungiert in dieser privaten Produktion als Regisseur, Schauspieler, Masken- und Kostümbildner. Der gebürtige Brasilianer möchte ein Theatererlebnis als Fest für die Sinne schaffen und zeigen, wie lächerlich Vorurteile sind.
Alle Rollen sind übrigens – wie einst bei Shakespeare –
von Männern besetzt. Auch dieser Umstand macht die Pirs zu einer bemerkenswerten Familie. Aktuell feilt Abajur gemeinsam mit den Schauspielern Thomas Hover, Alexander Kurczyk, Ro-bert Heinle, David Cham und Maurice Stocsek an den einzel-nen Rollen. Letzterer kümmert sich auch um die Choreogra-phie, während sich Fabian Haupt für die Musik verantwortlich zeichnet. „Sérgio kann unglaublich präzise `rüberbringen, wie er sich eine Szene wünscht“, lobt Heinle den Regisseur, „trotzdem lässt er uns Schauspielern genug Freiraum. Die Arbeit macht unglaublich viel Spaß.“
Als weitere Aufführungstermine sind zunächst der 26. und 31. Januar sowie der 1., 7. und 8. Februar 2014 eingeplant. Geeig-net ist das Stück für Besucher ab 16 Jahren.
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Bildunterzeile: Die Fotos zeigen Herrn Abajur in „zivil“ und als Vampir, als Hexe ist Robert Heinle mit im Bild.
Zur Person: Sérgio Abajur
Sérgio Abajur ist in Campina Grande im Nordosten Brasiliens geboren. Ab 1988 gehörte er dort zur „Caras e Bocas Theater Company“. Neben freien Theaterengagements schlüpfte er in Filmrollen für verschiedene große brasi-lianische Fernsehsender. Beim Kulturamt Sao Paulo betreute er kulturelle Projekte für bedürftige Kinder und Erwachsene. Der Liebe wegen zog er 2006 nach Düsseldorf und arbeitete – während er deutsch lernte – im Theater zunächst als Kostüm- und Maskenbildner. 2012 brachte er seine erste Kindertheaterproduktion „Zirkus – ein Hundeabenteuer“ heraus. Seitdem steht er auch selbst wieder auf der Bühne. Gemeinsam mit seinem neu ge-gründeten Ensemble haucht er „Fam.Pir“ als Schauspieler und Regisseur Leben ein. Auch um die Maske, Kostüme, Requisiten und das Bühnenbild kümmert sich der Company-Leiter selbst.
Interview mit Sérgio Abajur
Herr Abajur, in der Literatur, auf der Bühne, im TV, und im Kino feiern Vampire regelmäßig Auferstehung. Was ist neu an den Vampiren in ih-rem Theaterstück?
„Vampire stehen für die dunkle Seite der Ewigkeit und sind immer ein gutes Thema. Die Menschen fürchten sie und sehnen sich zugleich nach ihnen. Mir geht es dabei nicht um Blutrausch, sondern um Zeitlosigkeit und damit um Familienkonflikte, wie sie wieder und wieder von Generation zu Generation weitergetragen werden. “
Und wie werden diese Konflikte aufgearbeitet?
„Mit Situationskomik. Indem wir Klischees aufdecken. Oder indem wir über-treiben und die Familienmitglieder verrückt zeigen. Wie die Oma. Die ist total locker und das ist gut so. Ich verstehe es nicht, wenn Leute hier sagen, dass sie zu alt für etwas wie z.B. Karneval oder Geburtstagsfeiern sind. Warum? Meine Oma im Stück fühlt sich für nichts zu alt und scheint in ihren Ansich-ten oft jünger als ihre Schwiegertochter...“
Ihr Kinderstück gefiel u.a. wegen der Detailverliebtheit. Was erwartet uns diesmal?
„Keine Vampirzähne! Oder genau genommen nur ein Einziger. Die Pirs sind ja nicht beim Essen. Aber sie tragen zum Charakter passende Kleidung. Bel-le Epoque, viktorianisch, modern,… jedes Outfit in sich aus verschiedenen Stoffen, als Anspielung auf die Patchwork-Familie. Die Musik zitiert entspre-chende Musicals und parodiert sie zugleich.“
Warum ist Fam.Pir als Komödien-Trilogie angelegt?
„In einer Familie gibt es so viele Themen! Ich wollte nicht einen einzigen Abend mit allen meinen Ideen überfrachten, sondern mir Zeit für jeweils einen Schwerpunkt nehmen. Hier ist es jetzt die Homosexualität. Und natürlich lernen die Zuschauer – wie bei einer Telenovela - die einzelnen Charaktere kennen. Das Ende ist abrupt und alle fragen sich dann hoffentlich, wie sich die Figuren im zweiten Teil weiterentwickeln…
Wann folgt der zweite Teil?
Wenn alles nach Wunsch läuft, dann Ende des Jahres mit vampirischen Weihnachten.