28.03.14 - Klimaanpassungskonzept
Neuss macht sich fit für den Klimawandel
Die Stadt Neuss hat den Klimaschutz als eine der ersten Kommunen bundesweit bereits Anfang der 90er Jahre in die Stadtplanung integriert. So wurden im Rahmen eines bundesweit einmaligen Forschungsprojektes bereits in den Jahren 1988 bis 1990 umfangreiche stadtklimatologische Untersuchungen durchgeführt, um beispielsweise Wärmeinseln, Kaltluftpotenziale und Frischluftkorridore zu identifizieren. In Form von Klimatopkarten und Planungshinweiskarten fanden die Untersuchungsergebnisse Eingang in die Städtebauplanung. Für den zurzeit in der Neuaufstellung befindlichen Flächennutzungsplan der Stadt Neuss wurden diese Karten im letzten Jahr aktualisiert.
Nunmehr soll ein bisher noch nicht näher untersuchter, stadtklimatischer Aspekt, der für Kommunen in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen wird, in den Fokus gerückt werden: die Folgen des Klimawandels. Dieser stellt in Zukunft die Städte vor großen Herausforderungen. So wird die Zunahme von Extremtemperaturereignissen unter anderem zu zusätzlichen Belastungen bei älteren Menschen, chronisch Kranken, Schwangeren und Kindern führen. Der Deutsche Städtetag fordert daher mit Recht, die Auswirkungen des Klimawandels besonders in der Stadt- und Grünplanung zu berücksichtigen. Das Umweltamt der Stadt Neuss führt daher ein zu 50 Prozent durch Bundesmittel gefördertes, einjähriges Forschungsprojekt des Bundesumweltministeriums durch, mit dem Neuss fit gemacht werden soll für eine klimawandelangepasste Stadtplanung bis zum Jahr 2050.
Partner für dieses Projekt ist das Geographische Institut der Ruhr-Universität Bochum (RUB), das die Untersuchungen vor Ort durchführt, die Ergebnisse auswertet und daraus gemeinsam mit der Stadt Neuss und anderen Einrichtungen und Vereinen einen Maßnahmenkatalog zur Folgenbewältigung entwickelt. Die Klimatologen der Ruhr-Uni Bochum sind bundesweit führend bei der Erstellung von Klimamodellen für die kommunale Ebene und bei der Entwicklung von computergestützten Programmen, die in der Stadtplanung für den Klimaschutz ein¬gesetzt werden können. Die Stadt Neuss hat auch schon in der Vergangenheit bei der Erstellung von Lokalklimagutachten erfolgreich mit der RUB zusammengearbeitet.
Im Rahmen des Projektes wird untersucht, wie sich eine Zunahme der Durchschnittstemperatur etwa auf städtische Wärmeinseln und die Funktion der Frischluftkorridore auswirkt. Ebenso werden die Auswirkungen der Zunahme von Stark-niederschlägen und Überschwemmungen einerseits, sowie der Trockenperioden andererseits untersucht. Dabei wird auch untersucht, welche Folgen diese klimatischen Veränderungen auf die Tier- und Pflanzenwelt haben werden. Dies kann direkte Auswirkungen auf die Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt in Neuss in der Grün- und Biotopverbundplanung haben. Aus den Untersuchungsergebnissen soll ein auf die Bedürfnisse der Stadt Neuss abgestimmter Maßnahmenkatalog entwickelt werden, der zur Erhaltung von gesunden Lebens- und Arbeitsverhältnissen und einer hohen Wohnumfeldqualität beiträgt. Insbesondere gilt es, den städtischen Wärmeinseleffekt zu mindern und die für die Belüftung der Innenstadt wichtigen Frischluftkorridore zu erhalten und zu verbessern. Auch bei der Planung und Gestaltung von Gebäuden und Erschließungsflächen oder –anlagen gilt es, die Mög-lichkeiten zum Schutz von Bewohnern und Sachgütern vor den negativen Folgen des Klimawandels zu nutzen. Weitere Aspekte bei dem Projekt sind die Öffentlichkeitsarbeit sowie der Einbezug möglichst vieler relevanter Interessensgruppen aus Neuss (Akteursbeteiligung). Ziele der Akteursbeteiligung sind neben der Informationsvermittlung vor allem eine verstärkte Identifikation mit dem Vorhaben und eine Erhöhung der Akzeptanz für zukünftige Umsetzungsmaßnahmen in Planung und Bau. Für diese Arbeitsbereiche ist ein spezialisiertes, wissenschaftlich angewandtes Kommunikations- und Projektbera-tungsunternehmen (EPC Bochum) eingebunden, das den ge-samten Prozess moderierend begleiten und die Stadt Neuss bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen soll. Neben einer Auftaktveranstaltung im April für alle Projektbeteiligten und Vertreter von relevanten Einrichtungen und Bevölkerungsgruppen ist im Verlauf des Projektes ein Workshop geplant, der voraussichtlich im Herbst 2014 stattfinden wird. Des Weiteren werden Interviews mit Vertretern von verschiedenen, für die Zielerreichung entscheidenden Organisationen geführt, hierunter beispielsweise Wohnungsbau- und Planungsgesellschaften, flächenrelevante Gewerbe- und Industriebetriebe sowie auch Institutio¬nen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen.