13.11.2014 - „Bezahlbarer Wohnraum in Neuss 2030“

Zahlreiche demografische Faktoren, wie der Trend zu Single-Haushalten...

... und die Überalterung der Gesellschaft, sorgen für eine anhaltende Nachfrage nach Wohnungen. Die Beliebtheit von Neuss als Wohnort sorgt zudem für eine stetige Zuwanderung. Da in Zeiten hoher Nachfrage besonders preisgünstige Wohnungen begehrt sind, hat die Stadt Neuss in Zusammenarbeit mit externen Experten und Akteuren des Neusser Wohnungsmarktes das Konzept „Bezahlbarer Wohnraum in Neuss 2030“ entwickelt. Es bündelt Ideen, wie das Segment der preisgünstigen Wohnungen weiterhin einen bedarfsorientierten Beitrag zur Wohnungsversorgung in Neuss leisten kann. Zugleich gibt das Konzept Empfehlungen, um ein ausreichendes Angebot an preisgünstigen Wohnungen abzusichern.

Das Konzept sieht vor, in den nächsten fünf Jahren mindestens 360 zusätzliche preisgünstige Wohnungen, das heißt mit einer maximalen Miete von 5,75 Euro pro Quadratmeter, zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll eine variable Standardquote von 25 bis 35 Prozent an gefördertem Wohnungsbau in Neubaugebieten gelten. Dabei werden die betriebswirtschaftlichen Belange der Investoren und Eigentümer mit einbezogen, denn „die schönste Quote bringt nichts, wenn sie wirtschaftlich nicht zu stemmen ist“, so Planungsdezernent Christoph Hölters. Der Wohnungsmarkt wird dabei weiter beobachtet und spätestens im Jahr 2020 wird eine Zwischenbilanz gezogen. Christian Unbehaun, Leiter des Amtes für Stadtplanung, betont dabei: „Die Antworten der 70er Jahre sind heute nicht mehr aktuell, Stadt- und Sozialplanung müssen Hand in Hand arbeiten. Sozialwohnungskomplexe gehören der Vergangenheit an.“ Vielmehr sollen integrierte Wohnquartiere, wie etwa das Marienkirchviertel, entwickelt werden.

Als Grundlage für das Konzept „Bezahlbarer Wohnraum Neuss 2030“ wurden Gespräche mit Akteuren des Neusser Wohnungsmarktes (Maklern, Finanzierungsinstituten und Wohnungsunternehmen) geführt, rund 17.000 Wohnungsannoncen erfasst und einschlägige Statistiken, wie etwa Grundstücksmarktberichte und Mietspiegel, ausgewertet. Demnach besteht eine sehr hohe Nachfrage bei Wohnungen bis 64 und ab 95 Quadratmeter Wohnfläche bei einem Preis von maximal 6,30 Euro pro Quadratmeter. Aktuell steht für rund 64 Prozent der einkommensschwachen Haushalte preiswerter Wohnraum zur Verfügung. „Von Seiten des Sozialbereichs wäre natürlich eine Versorgungsquote von 100 Prozent wünschenswert“, so Hans-Peter Oebel, Leiter des Amtes für Soziales, Wohnen und Rettungswesen. Jedoch müsse man bei allen Wünschen realistische Ziele verfolgen. Daher soll die Quote von 64 Prozent gehalten werden, laut Hölters ein „ambitioniertes Ziel“. Insgesamt steht die Stadt Neuss dabei besser da als andere Kommunen, was insbesondere auf den Neusser Bauverein und die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft (GWG) zurückzuführen ist. Beide zusammengenommen verfügen über mehr als 10.000 Wohneinheiten, davon rund 5.400 Sozialwohnungen, was einem Anteil am Sozialwohnungs-bestand in Neuss von fast 75 Prozent entspricht.
Bis zum Jahr 2030 wird mit 2.230 zusätzlichen Haushalten in Neuss gerechnet. Bleibt der Anteil an Haushalten im niedrigen Einkommensbereich, der zurzeit bei etwa 25 Prozent der Haushalte in Neuss liegt, konstant, so wird mit rund 580 neuen Nachfragern für preisgünstigen Wohnraum gerechnet. Wird dabei die zu erwartende demografisch bedingte Zunahme der Altersarmut mit einbezogen, erhöht sich die erwartete Zahl an zusätzlichen Nachfragern bis 2030 auf rund 1.500. Das Konzept „Bezahlbarer Wohnraum Neuss 2030“ ist ein Instrument, um mit dieser Entwicklung umzugehen.
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