30.01.2015 - Schenkung
Clemens Sels Museum Neuss erhält Werke von Josef Urbach
Der gebürtige Neusser Künstler Josef Urbach wäre im vergangenen Jahr 125 Jahre alt geworden. Dieses besondere Jubiläum nahm Kurt Hollmann zu Anlass für eine Schenkung von Urbach-Werken an das Clemens Sels Museum Neuss. Museumsdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz, die das lange Interesse des Museums an Josef Urbach betont, freut sich über das Gemälde „Landschaft mit Kopfweiden“ sowie die vollständige und äußerst seltene Serie von Holzschnitten mit Motiven zum Pferderennen auf der Neusser Galopprennbahn.
Die genaue Datierung des Öl-Gemäldes „Landschaft mit Kopfweiden“ ist unbekannt, Husmeier-Schirlitz schätzt die Entstehung jedoch auf um 1916: „Wir leiten die Datierung von einem weiteren Gemälde ab, das stilistisch sehr ähnlich ist und dessen Entstehungszeitraum bekannt ist.“ Über die sechsteilige Holzschnitt-Serie auf Japanpapier aus dem Jahr 1910 freut sich Husmeier-Schirlitz besonders: „Das vollständige Ensemble zu bekommen war sehr schwierig, da die Vervielfältigung auf dem empfindlichen Japanpapier aufwendig ist. Dies macht die Werke noch kostbarer.“
Das Clemens Sels Museum Neuss besitzt damit über 50 Werke des Rheinischen Expressionisten Urbach und kann als eines der ganz wenigen Museen in Deutschland das gesamte Schaffen dieses Künstlers in einer repräsentativen Form für die Öffentlichkeit sichern. Aufgrund des tragischen Verlustes seines Ateliers samt Werken durch einen Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg sind große Teile seines Schaffens zerstört worden. Gerade Werke aus der frühen, expressionistischen Zeit, zu der auch die Arbeiten der Schenkung gehören, sind daher besonders rar und wertvoll. Josef Urbach gehört zu den wichtigen Künstlerpersönlichkeiten im Rheinland an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Ab 1918 ist er Mitglied des „Jungen Rheinlands“ und tritt 1929 der „Rheinischen Sezession“ bei. Neben seinem künstlerischen Schaffen wurde er ab 1923 zum Professor für die Klassen zeichnen, Akt und Porträt an die berühmte Folkwangschule in Essen berufen. Nach der Zerstörung vieler seiner Werke und der Ächtung als „entarteter Kunst“ im Dritten Reich konzentriert sich Urbach nach Kriegsende auf die Lehre. Hollmann, der auch zum Neusser Jahrbuch Novaesium 2014 einen Aufsatz über Josef Urbach beisteuerte, kennt dazu eine Anekdote: „Eine seiner Schülerinnen war die Gräfin Theotokis, Gattin des späteren griechischen Ministerpräsidenten. Seine erste Aufgabe an sie war die perspektivische Zeichnung eines Stuhls. Die Gräfin war daraufhin entrüstet, sie wolle schließlich Malen und nicht Zeichnen lernen. Für Urbach jedoch war das Zeichnen als Grundlage für die Malerei sehr wichtig.“
Die Schenkung ist von Samstag, 31. Januar 2015, bis Sonntag 15. März 2015, im Obertor zu sehen. Bis zur Wiedereröffnung des Museums ist das Obertor samstags von elf Uhr bis 17 Uhr sowie sonntags von elf Uhr bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.