28.05.2015 - Feld-Haus

Mit der Sonderausstellung „Ein Bild ist nicht genug – ...

...Der Kunstverlag A. Felgner“ feiert das Feld-Haus – Museum für populäre Druckgrafik am Sonntag, 31. Mai 2015, 11.30 Uhr, seine Wiedereröffnung. In der Sammlung der Dependance des Clemens Sels Museum Neuss befinden sich heute mehr als 100 Blätter aus der Produktion der Berliner „Kunstverlagshandlung und Lithographischen Anstalt A. Felgner“. Die Ausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt durch das Verlagsprogramm.
Der Verlag A. Felgner gehörte zu den wichtigsten Anbietern dekorierter Lithografien, die im 19. Jahrhundert als populäre Wandbilddrucke massenhaft produziert wurden. Das Bild wird zur Ware, die Unternehmen richten sich bei der Herstellung nach dem Geschmack der potentiellen Käuferschicht. „Dem heutigen Betrachter mögen die Arbeiten etwas überladen oder kitschig vorkommen, trafen jedoch den Geschmack der potentiellen Käuferschicht, die das mittlere und Kleinbürgertum des 19. Jahrhunderts umfasste“, erläutert Dr. Ulf Sölter, stellvertretender Direktor des Clemens Sels Museum Neuss und Kurator der Ausstellung.
Motive waren hauptsächlich Jesus-, Marien- oder Heiligenportraits und Szenen aus der Bibel sowie Porträts der Königsfamilie oder anderer gesellschaftlich relevanter Personen wie etwa Bismarck. Verziert wurden die Drucke in Handarbeit mit sogenannten Tinseln, geprägten oder gestanzten Metallpapieren, die als vielfältige Ornamente oder Ersatz ganzer Bildelemente wie etwa Kruzifixen bei Heiligendarstellungen dienten. Einige Werke verarbeiten prominente Vorlagen, die aber auch von wenig gebildeten Käufern wiedererkannt werden konnten. Bekanntestes Beispiel in dieser Reihe ist die Reproduktion von Leonardo da Vincis berühmtem Abendmahl in der Mailänder Kirche Santa Maria delle Grazie. Sölter dazu: „Die Originalmotive wurden bearbeitet und dabei trivialisiert, um sie dem Geschmack der Käufer anzupassen.“
Das Feld-Haus gehört zu den wenigen Sammlungen, die einen umfangreichen Bestand an Lithografien der Firma A. Felgner besitzen. „Wir sehen die Ausstellung als Anstoß zur weiteren Dokumentation und Erforschung des Verlagsprogramms und seines zeitgeschichtlichen Kontextes“, gibt Sölter die Intention zur Sonderausstellung wieder. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft (36 Seiten) mit zahlreichen Abbildungen und einem Verzeichnis sämtlicher Felgner-Drucke im Bestand des Feld-Hauses – Museum für Populäre Druckgrafik. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 6. September 2015 zu sehen.
Auch die Dauerausstellung mit weiteren populären Druckgrafiken weiterer Verlage wurde neu konzipiert, eine Besonder¬heit hierbei ist die „Petersburger Hängung“. „Sie geht auf Frau Feldhaus selbst zurück. Form- und namensgebend für diese Präsentation ist die Eremitage in St. Petersburg“, erklärt Dr. Britta Spies, Leiterin des Rheinischen Schützenmuseums und Kuratorin der Dauerausstellung. Hierbei werden viele Bilder unmittelbar neben- und übereinander gehangen, das einzelne Kunstwerk geht in der Gesamtpräsentation auf. Grund für die Schließung des Feld-Hauses war die Sanierung des Clemens Sels Museums Neuss. Die Dependance wurde für die Zeit der Sanierung als Depot der Sammlung des Mutterhauses genutzt.
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