29.05.2017 - Lukaskrankenhaus
Einsatz von Botox in der Hernienchirurgie stößt auf internationales Interesse
Brüche, Hernien, sind weit verbreitet. Am Lukaskrankenhaus ist die Chirurgische Klinik I ein auf die Hernien-Behandlung spezialisiertes und weithin anerkanntes Referenzzentrum. Gerade Patienten mit komplexen, schwierig zu operierenden Narbenbrüchen werden am Lukaskrankenhaus versorgt. Jetzt ist der Oberarzt Nicholas Bohnert eingeladen, auf einem international besetzten Forum über eine ganz spezielle, noch neue Methode zu berichten: die Botox-unterstützte Bauchwand-Rekonstruktion.
Es geht um Patienten mit sogenannten Riesen-Hernien. Der Narbenbruch hat sich oft über Jahre vergrößert, massiv austretender Darm und andere Organe werden nur noch von einer dünnen Haut gehalten. Der Bauch passt sich gleichsam an – ein Zurückdrücken der ausgetretenen Eingeweide ist nicht möglich.
Die neue Methode reduziert das Risiko der in solchen Fällen notwendigen großen Operation. Nach dem Einspritzen von Botox in mehreren Bauchschichten entspannt sich nach etwa zwei Wochen die Bauchwand, der Bauchumfang nimmt zu, der Operateur gewinnt Platz, um während der Operation den Darm zurückzuschieben. Die Bauchwand wird mit einem Kunststoffnetz verschlossen. „Nach einigen Monaten ist der Botox-Effekt verschwunden, die Bauchwand zieht sich wieder zusammen, der Bruch verheilt“, erklärt Nicholas Bohnert.
14 Patienten haben der Leitende Arzt der Hernienchirurgie, Dr. Bernhard Lammers, und er bisher nach dieser Methode behandelt. Das hat in der Medizinerszene Aufmerksamkeit erregt, und so wird die maßgeblich in Neuss weiterentwickelte Methode jetzt Thema auf dem Jahrestreffen der European Hernia Society (EHS) in Wien. „Wir sind Vorreiter“, sagt der Chirurg des Lukaskrankenhauses: „Und das Interesse ist riesig.“
Lammers und Bohnert haben ihr Verfahren BUBI getauft: Botox-unterstützte Bauchwandrekonstruktion in IPOM-Technik. Der Neusser Name ist gerade dabei, sich bestens bekannt zu machen.