11.09.2017 - Sie kam aus Mariupol

Natascha Wodin liest bei der 13. Neusser Kulturnacht in der Stadtbibliothek Neuss

Natascha Wodin ist bei der 13. Kulturnacht am Samstag, 16. September 2017, um 19.30 Uhr, zu Gast in der Stadtbibliothek Neuss, Neumarkt 10, und liest aus ihrem Buch „Sie kam aus Mariupol“. Der Eintritt ist frei.

"Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe" - Natascha Wodins Mutter sagte diesen Satz immer wieder und nahm doch, was sie meinte, mit ins Grab. Da war die Tochter zehn und wusste nicht viel über ihre Familie und über ihre Mutter. Wieso lebten sie in einem der Lager für "Displaced Persons"? Woher kam die Mutter, und was hatte sie erlebt? Erst Jahrzehnte später lüftet die Autorin das Geheimnis ihrer Herkunft. "Sie kam aus Mariupol" ist das außergewöhnliche Buch einer Spurensuche. Natascha Wodin geht dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die aus der Hafenstadt Mariupol stammte und mit ihrem Mann 1943 als "Ostarbeiterin" nach Deutschland verschleppt wurde. Sie erzählt beklemmend und intensiv vom Anhängsel des Holocaust, einer Fußnote der Geschichte: der Zwangsarbeit im Dritten Reich. Ihre Mutter, die als junges Mädchen den Untergang ihrer Adelsfamilie im stalinistischen Terror miterlebte, bevor sie mit ungewissem Ziel ein deutsches Schiff bestieg, tritt wie durch ein spätes Wunder aus der Anonymität heraus. Sie bekommt ein Gesicht, das für den Leser unvergesslich wird. Für ihr Buch hat Natascha Wodin den Preis der Leipziger Buchmesse 2017 erhalten.

Natascha Wodin, 1945 als Kind verschleppter sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. Nachdem sie eine Sprachenschule absolvierte, übersetzte sie aus dem Russischen und lebte zeitweise in Moskau. Auf ihr Romandebüt "Die gläserne Stadt", das 1983 erschien, folgten etliche Veröffentlichungen, darunter die Romane "Einmal lebt ich", "Die Ehe" und "Nachtgeschwister". Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, für "Sie kam aus Mariupol" wurden ihr der Alfred-Döblin-Preis und der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.

Das gesamte Bibliotheksprogramm zur 13. Kulturnacht ist im Internet unter www.stadtbibliothek-neuss.de erhältlich.

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