27.02.2018 - Schützenarchiv beteiligt sich am Tag der Archive
Am kommenden Wochenende findet bundesweit der Tag der Archive statt, an dem sich auch das Josef-Lange-Schützenarchiv im Rheinischen Schützenmuseum beteiligt.
Am Sonntag, 4. März 2018, präsentiert Archivleiter Dr. Christian Frommert von 13 bis 17 Uhr den Besucherinnen und Besuchern Bildmaterial und Dokumente aus der Zeit von 1918 bis 1939. Um 13 und 15 Uhr findet eine Kurzführung statt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich die aktuelle Sonderausstellung „Einladung zum Schießspiel. Freischießen zwischen Wettkampf und Spektakel“ anzusehen. Ein kleiner Bücherflohmarkt ergänzt das Angebot. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Die Jahre von 1918 bis 1939, die „Zwischenkriegszeit“, bieten reichlich Anknüpfungspunkte zum Oberthema des Archivtages „Demokratie und Bürgerrechte“, denn in kaum einem anderen Zeitraum wurden die demokratischen Rechte der Bürger immer wieder infrage gestellt und neu verhandelt. Am Beispiel des Schützenfestes lässt sich zeigen, wie sehr Alltag und Freizeit der Menschen tatsächlich von Lokal- und Weltpolitik bestimmt werden.
1913 fand das letzte Schützenfest vor dem Krieg statt, das für 1914 geplante Fest war kurzfristig abgesagt worden. Nach Kriegsende konnten die Schützen nicht nahtlos an ihre Traditionen anknüpfen. Erst 1920 gelang es dem Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins ein zweitägiges Schützenfest in kleinerem Rahmen durchzuführen. Die Neusser waren begeistert und ein unbekannter Verfasser dichtete ein Schützenlied mit dem Titel „Neuß 1920“, in dem es heißt: „Hurra, hurra, nun schallt’s Zog, Zog! / Aus aller Neußer Kehlen, / Des Schützenfestes Banner wehn, / Da darf kein Neußer fehlen! / War lang der Pause schwerer Zeit / Jetzt sei sie überwunden, / Und Neußer Schützenherrlichkeit / Schafft wieder frohe Stunden!“
Aber die frohen Stunden waren gezählt, denn in den folgenden Jahren, die geprägt waren von der Zeit der belgischen Besatzung und immer neuen Wirtschaftskrisen, mussten die Schützen in jedem Jahr darum kämpfen, ihr Fest feiern zu dürfen. Erst nach dem Abzug der Besatzungstruppen 1926 normalisierte sich die Situation wieder – aber nur für wenige Jahre, denn die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft führte schließlich zum völligen Zusammenbruch des demokratischen Systems in Deutschland.