26.11.2018 - Stadtarchiv-Ausstellung über belgische Besatzungszeit
Im Stadtarchiv Neuss hat eine Ausstellung eröffnet über die belgische Besatzungszeit ...
... nach dem Ende des Ersten Weltkrieges.
Unter dem Titel „An die Bevölkerung – die belgische Besatzung in Neuss 1918-1926“ zeigt das Stadtarchiv erstmals Dokumente dieser Epoche der Neusser Stadtgeschichte. Bis zum 31. März 2019 können Interessierte die Ausstellung besuchen und in den Alltag der Neusserinnen und Neusser am Ende des Krieges und Beginn der Besatzung eintauchen. Sie zeigt die Veränderungen für das alltägliche Leben der Neusser Bevölkerung und untersucht die Konfliktlinien zwischen Einwohnern und Besatzern. Die belgischen Reglementierungsbehörden übernahmen 1918 in Neuss die Macht. Trotzdem gingen Leben und Alltag für die Bürgerinnen und Bürger weiter. Die Schau beleuchtet das Verhältnis zwischen Besetzten und Besatzern. Es gab eine Vielzahl strenger Regeln für den Alltag, denn die Belgier als Besatzer sorgten sich vor Übergriffen durch die Neusser Bevölkerung und fürchteten eine Entwaffnung. Deswegen hielten sie auch dauerhaft fünf Geiseln im Rathaus fest, um so ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Diese wurden aus fünf gesellschaftlichen Gruppen ausgewählt und täglich ausgetaucht. Die Neusserinnen und Neusser brachten den Besatzern ein großes Misstrauen entgegen. Die Belgier forderten Respekt ein - durch symbolhaftes Handeln und durch Bestrafungen bei kleinsten Regelverstößen. Nach Anbruch der Dunkelheit galt eine Ausgangssperre in Neuss. Bei Rechtsverstößen wurden öffentlich Name, Adresse, Straftat und Strafmaß ausgehängt. Es war eine Situation der extremen Anspannung und der Angst. Auch war Neuss 1918/1919 Verkehrsknotenpunkt von Westen nach Osten. Täglich kamen hier mehrere Tausend Soldaten durch und am Bahnhof gab es oft Plünderungen und Ärger.
Die Ausstellung zeigt weitgehend Dokumenten aus dem Stadtarchiv Neuss. Im Fokus stehen viele Plakate, mit denen der Neusser Bevölkerung die zahlreichen Befehle und Verordnungen der belgischen Besatzer bekannt gemacht wurden.
Es ist eine Kooperationsausstellung mit dem Stadtarchiv Leuven, das zuvor eine Ausstellung mit Plakaten der deutschen Besatzungszeit in Leuven während des Ersten Weltkrieges zeigte. Leuven war kurz nach Kriegsbeginn 1914 durch deutsche Truppen schwer zerstört und zahlreiche Zivilisten getötet
worden. Einige Plakate aus der deutschen Besatzungszeit in Leuven sind auch hier in Neuss zu sehen. Außerdem zeigt das Stadtarchiv die Ergebnisse des Projektkurses Geschichte am Marie-Curie-Gymnasium Neuss zum Thema „Besatzung in Krieg und Frieden“ auf vier Tablets. Hier können Besucherinnen und Besucher fiktiven Geschichten in Form von Audio-Dateien lauschen.