15.12.2023 - Weitere „Stolpersteine“ in Neuss verlegt
Messingsteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus
Sechs weitere „Stolpersteine“ hat der Künstler Gunter Demnig am Freitag, 15. Dezember 2023 in Neuss verlegt. Mit den Messingsteinen auf dem Gehweg, wird an die Menschen erinnert, die dort einst wohnten und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden.
Insgesamt sind nun 114 „Stolpersteine“ an 46 Standorten im Neusser Stadtgebiet zu finden. Im Rahmen der Verlegung sind Steine vor dem „Spaghettihaus“ auf der Rheinstraße und auf der Tulpenstraße in Neuss-Reuschenberg hinzugekommen. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch das Stadtarchiv der Stadt Neuss, welches Projektinteressierte fachlich und organisatorisch berät. Zudem erforschte das Team um Archivleiter Dr. Jens Metzdorf gemeinsam mit Schüler*innen des Gymnasiums Marienberg und der Gesamtschule an der Erft das Schicksal hinter den nun verlegten Steinen.
Vier Steine an der Rheinstraße 10 erinnern jetzt an die jüdische Familie Salomon. Alfred, Fanny, Helmut und Margot Salmon waren 1929 aus Büderich nach Neuss gezogen. Alfred Salomon war Viehhändler. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde er wie die meisten jüdischen Männer verhaftet. 1939 zog die Familie nach Lank. 1941 wurde sie ins Ghetto Riga deportiert. Fanny und Margot wurden von dort 1944 ins KZ Stutthoff gebracht. Fanny starb dort am 1.Januar 1945. Der genaue Todeszeitpunkt und -ort der anderen Familienmitglieder ist unbekannt. Die Patenschaft für die „Stolpersteine“ haben Schüler*innen des gegenüberliegenden Gymnasiums Marienberg gemeinsam mit einer Privatperson übernommen.
Auf das Schicksal von Leipold und Melanie Sontheim (geb. Biechlé) weisen nun zwei „Stolpersteine“ an der Tulpenstraße 10 hin. Das Paar zog 1929 aus dem sächsischen Plauen nach Neuss. Leopold Sontheim war als Einkäufer im Kaufhaus Alsberg tätig. Mit der „Arisierung“ des Kaufhauses verlor er seine Arbeit. Er musste zwangsweise beim städtischen Straßenbau in Neuss arbeiten. Vor der Deportation bewahrte ihn länger als andere die Ehe mit einer „Ariern“. Das Paar musste aber 1942 in ein „Judenhaus“ nach Düsseldorf ziehen, Sontheim als Totengräber arbeiten. 1944 wurde er ins Zwangsarbeiterlager Lenne deportiert und kam noch 1945 nach Theresienstadt. Gemeinsam konnten Leopold und Melanie Sontheim 1945 nach Neuss zurückkehren. Sontheim arbeitete hier noch einige Jahre bei der Neusser Stadtverwaltung. Die Patenschaft haben Schüler*innen der Gesamtschule an der Erft, ebenfalls gemeinsam mit einer Privatperson übernommen.
Eine Übersicht aller Neusser Stolperteine kann auf der Website des Stadtarchivs eingesehen werden.
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