Internationaler Frauentag 2022
Gemeinsames Grußwort des Bürgermeisters und der Gleichstellungsbeauftragten zum „Internationalen Frauentag 2022“
Liebe Neusser*innen,
Clara Zetkin warb mit dem Slogan „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“ vor über hundert Jahren auf dem II. Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen für die Gleichberechtigung von Frauen.
Wir befinden uns im Jahr 2022 und kämpfen immer noch für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Noch immer versuchen viele Frauen den Spagat zwischen Familie und Beruf, was oft einen beruflichen Aufstieg erschwert. Und noch immer erhalten Frauen in Deutschland deutlich weniger Gehalt als Männer in gleichen Berufen, wie der „Equal-Pay-Day“ auf das deutlichste zeigt. Deutschland liegt hier mit 19 Prozent Unterschied noch immer über dem EU-Durchschnitt.
Auch die Offenlegung von Gewalt gegen Frauen durch die #MeToo-Debatte oder das Einfordern einer gendergerechten Sprache bestimmen in den letzten Jahren den gesellschaftlichen Diskurs in Neuss.
Die Pandemie hat die Unwucht in der Verteilung der Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen zudem verstärkt. Es ist ein Fakt, dass Mütter bei Schließungen von Schulen und Kindergärten die Hauptlast der zusätzlichen Betreuungsarbeit tragen.
Hinzu kommt, dass in Europa seit einigen Tagen ein Krieg zwischen zwei Staaten geführt wird. Seit Beginn des Konflikts in der Ostukraine wurden mehr als 1,5 Millionen Menschen vertrieben – zwei Drittel davon sind Frauen und Kinder. Es ist nicht nur ein Vorurteil, dass vor allem Frauen und Kinder am meisten unter den Konsequenzen leiden: unter Flucht, Hunger, Gewalt, Verfolgung und Vergewaltigung.
Wir möchten mit Ihnen gemeinsam nicht weniger erreichen, als dass Neuss ein sicherer Ort für Frauen und Mädchen ist. Wir arbeiten dafür, dass die Stadt Neuss ihren Einwohnerinnen Angebote macht, die Frauen fördert, unterstützt und hilft. Eine Stadt, in der sie sicher leben. Erstmalig in der Neusser Stadtgeschichte beschäftigt sich ein eigens dafür eingerichteter Beirat mit den Wünschen und Bedürfnissen der Neusserinnen, die uns am Herzen liegen und für die wir uns einsetzen und arbeiten. Auch sind viele Führungspositionen in der Verwaltung mit Frauen besetzt, weil ihre Arbeit und Expertise wertvoll ist und der immer noch schwachen Frauenquote in hohen Ämtern entgegengewirkt werden muss.
Denn erst wenn ein Frauentag nicht mehr nötig ist – wenn nicht nur an einem Tag im Jahr Frauenrechte explizit auf der Agenda stehen, werden wir von wirklicher Gleichberechtigung sprechen können.
Reiner Breuer, Bürgermeister der Stadt Neuss
Katja Gisbertz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuss