Denkmalpflege

Denkmalschutz: Was?, Warum?, Wie?

Häuserfassade Schon von fern ziehen sie den Blick auf sich: die dicken, ziegelroten Zwiebeltürme der Münchner Frauenkirche, Hamburgs kupfergrün behaubter »Michel«, das gewaltige Schiff des Kölner Doms. Kirchen, gewiß, doch zugleich auch Wahrzeichen der Städte, Baudenkmäler die Identität stiften, die Heimat bezeugen. Ob stolze Kathedrale, einfaches Bürgerhaus, ob niederrheinische Wasserburg oder Kreuzberger Hinterhof, Frankfurter Westend-Villa oder stillgelegte Zechenanlage, niedersächsisches Fachwerkhaus oder alter Straßenzug sie alle sind Brücken zur Vergangenheit. Als Zeugnisse handwerklichen und künstlerischen Könnens spiegeln sie das Leben früherer Generationen und bilden unverzichtbare Bausteine unseres Gedächtnisses.

Wer Denkmäler beseitigt, löscht Erinnerung aus. Wer sie erhält, der schafft sich das Recht, Neues hinzuzufügen. So erst wächst historisches Bewußtsein. Damit uns unsere Städte, unsere Dörfer und Landschaften, die Straßen, Höfe und Plätze Geschichte und Geschichten erzählen können, müssen wir unsere Denkmäler erhalten, pflegen und schützen.

Zu viele Kräfte wirken zusammen beim ständigen Prozeß ihrer Zerstörung: die natürliche Alterung und eine aggressive Umweltbelastung, der moderne Massenverkehr, die Umgestaltung unserer Städte und Dörfer, die Industrialisierung des Bauens, neue Materialien, Gewinnstreben und Gedankenlosigkeit. Auch die archäologischen Fundstätten entgehen diesem Schicksal nicht. Die großen landwirtschaftlichen Maschinen und der sich unablässig weiterfressende Hoch- und Tiefbau vernichten diese eine nach der anderen.

Viel zu viel ist bereits im Zweiten Weltkrieg und in den Jahrzehnten danach unwiederbringlich zerstört worden. Vieles was unersetzbar ist, wird noch heute abgeräumt.

Straßenansicht In der Bundesrepublik Deutschland gibt es nach gegenwärtigen Schätzungen etwa noch 1,3 Millionen solcher erhaltenswerter Objekte. Zwar wird inzwischen auch der wirtschaftliche Nutzen erkannt, den aktive Denkmalpflege den Eigentümern, der Bauindustrie und dem Handwerk erbringen kann. Gleichwohl lassen sich selbst bei bestem Willen vermutlich nicht alle historischen Zeugnisse erhalten. Das gilt vor allem dann, wenn an die Stelle der alten keine neue Nutzung treten kann. Eine kritische, fachkundige Auswahl nach kulturhistorischen Gesichtspunkten, wie sie die Denkmälerlisten der Länder und Kommunen bestimmen, bleibt deshalb notwendig. Die Rettung und Bewahrung der Baudenkmäler ist eine Aufgabe allen Ihre privaten oder öffentlichen Eigentümer sind dabei freilich in erster Linie gefordert und verpflichtet. Steuerliche Erleichterungen sollen ihnen einen Ausgleich für besondere Belastungen bieten. Die Denkmalpflegebehörden der Länder und der Kommunen helfen durch Beratung und, soweit es irgend geht, auch mit direkten Finanzzuwendungen. So brachten beispielsweise die Bundesländer im Jahr 1997 rund 456 Millionen Mark an solchen Zuschüssen auf. Jeder Euro, der dazukommt ist willkommen.

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