01.04.2020 - Die mittelalterliche Pfalz in Neuss
Archäologischer Beitrag in den Bonner Jahrbüchern erschienen.
In der heutigen Neusser Innenstadt befand sich im Mittelalter eine Bischofspfalz. Sie lag zwischen dem Büchel und dem Stift St. Quirin um den Münsterplatz. Die beiden promovierten Archäologen Tanja Potthoff und Carl Pause haben Ausgrabungsbefunde und Schriftquellen ausgewertet und nun ihre Ergebnisse veröffentlicht.
Das zentrale Gebäude der Pfalz war die „Aula“, ein großer Saalbau, an dessen Stelle heute das Kardinal-Frings-Haus steht. Direkt neben ihm lag die erzbischöfliche Pfalzkapelle. Sie war dem Heiligen Nikolaus, dem Patron der Händler, geweiht. Der Neusser Bischofshof bildete zusammen mit dem adeligen Damenstift St. Quirin eine organisatorische Einheit. Seine Anfänge reichen wohl bis in das 9. Jahrhundert zurück: Im Jahr 863 plünderten Wikinger den Handelsplatz Dorestad und fuhren dann rheinaufwärts „bis zu einer Insel nahe der Burg Neuss“, wie es in zeitgenössischen Quellen heißt. Mit der Burg dürfte die Pfalz gemeint sein.
Im Hoch- und Spätmittelalter residierten in der Neusser Pfalz aber nicht nur die Kölner Erzbischöfe, sondern auch deutsche Könige und Kaiser. Möglicherweise besaß daher der Neusser Hof – zumindest zeitweise – die Funktion einer Königspfalz.
1255 geriet König Wilhelm bei seinem Aufenthalt in der Neusser Pfalz mit dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden in Streit. Dieser ließ daraufhin das Gebäude in Brand stecken, in dem sich der König befand, der nur knapp dem Tod entkam.
Im 15. Jahrhundert verlor die Pfalz ihre Bedeutung. Sie verfiel und wurde nach und nach abgetragen. 1597 wurde auf ihrem Gelände das Vogthaus als Sitz für den Vertreter des Kölner Erzbischofs gebaut.
Der Beitrag über den Neusser Bischofshof, den Dr. Tanja Potthoff, MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, und Dr. Carl Pause, Clemens Sels Museum Neuss, verfasst haben, ist in den aktuell erschienen Bonner Jahrbüchern 2018 nachzulesen.