01.10.2021 - Seltene Melodien
Carolin Widmann und Simon Lepper spielen Debussy, Beethoven, Webern und Poulenc bei den Zeughauskonzerten Neuss
Mit Carolin Widmann und Simon Lepper gastieren am Montag, 25. Oktober 2021, 20 Uhr, zwei entschiedene Lieblinge des Neusser Publikums im Zeughaus. Die Geigerin und ihr Partner am Klavier widmen sich im zweiten Zeughauskonzert der neuen Saison drei ausdrucksstarken musikalischen Positionen. Der Kartenvorverkauf startet am Montag, 4. Oktober 2021.
Das Programm beginnt mit der Sonate in g-Moll für Violine und Klavier von Claude Debussy, seinem letzten kammermusikalischen Werk, das der Komponist 1917, wenige Monate bevor er einem Krebsleiden erlag, noch selbst uraufführte. Ein tanzhafter, ätherischer, hier und da jazziger, rundum betörender Abschied, der freilich als solcher nicht gedacht war. Ein halbes Dutzend Sonaten für unterschiedliche Ensembles hatte Debussy während der Kriegsjahre schreiben wollen, die Violinsonate war erst die dritte.
Ludwig van Beethovens vierte Violinsonate a-Moll op. 23, wie die wesentlich bekanntere „Frühlingssonate“ op. 24 um 1800 entstanden, hält sie sich seit jeher etwas im Verborgenen, obwohl die dramatisch ausladenden Ecksätze und das zauberhafte Andante scherzoso in nichts der berühmten Schwester nachstehen.
Dem ausgewachsenen Format folgt das äußerste Konzentrat einer Sonate, das sich denken lässt: die Vier Stücke op. 7 von Anton Webern aus dem Jahre 1910. Ein Kopfsatz von neun, ein „Scherzo“ von 24, ein langsamer Satz von 14 und ein „Finale“ von 15 Takten – hier ist tatsächlich jede Geste ein Roman, jedes Aufatmen ein Glück, wie Arnold Schönberg die damaligen Grenzgänge seines Schülers empfand.
Mit der dreisätzigen Violinsonate von Francis Poulenc nimmt das Konzert ein eindrückliches Ende. Bekannt für seine witzigen und heiteren Einfälle und Spielfiguren und seine unnachahmliche Leichtigkeit, zeigt sich Poulenc hier von seiner ernsthaften Seite. Mit scharf zerklüfteten Melodien, sich gegen übersichtliche Formen sträubend, widmete er die Sonate dem Dichter Federico Garcia Lorca erinnern, der zu den prominenten Opfern des spanischen Bürgerkriegs gehörte. Ein solches Werk 1943 in der Salle Gaveau, gerade einmal 800 Meter entfernt von der Propagandastaffel der Nationalsozialisten an der Avenue des Champs-Elysées uraufzuführen ist unerschrocken. Poulenc selber begleitete die damals 23-jährige Geigerin Ginette Neveu.
Die Aktivitäten der vielseitigen Carolin Widmann reichen von den großen klassischen Konzerten bis zu zeitgenössischen, eigens für sie geschriebenen Werken, von Solorecitals über ein großes Spektrum an Kammermusik bis hin zu Aufführungen auf historischen Instrumenten. Gerne leitet die Künstlerin Konzerte auch von ihrer 1782 gebauten Guadagnini-Violine aus, wie sie erst vor einem Jahr im Zusammenspiel mit der Deutschen Kammerakademie gezeigt hat.
Simon Lepper gehört zu den bekanntesten britischen Kammermusikern. Er studierte Musik am King’s College Cambridge, bevor er seine Ausbildung als Klavierbegleiter bei Michael Dussek an der Royal Academy of Music und bei Ruben Lifschitz an der Fondation Royaumont fortsetzte. Derzeit unterrichtet er am Royal College of Music in London. Seit 2003 ist er offizieller Begleiter des BBC Cardiff Singer of the World Competition.
Für den Besuch des Konzerts gilt die 3G-Regel, der Nachweis wird am Einlass kontrolliert. Weitere Informationen gibt es unter www.zeughauskonzerte.de.
(Stand: 01.10.2021)
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