12.09.2022 - Weltalphabetisierungstag
Glückwunschkartenaktion und zwei Ausstellungen der VHS Neuss
Was haben unsere I-Dötzchen und rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland gemeinsam? Sie haben gemeinsam, dass sie (noch) nicht sehr gut lesen und schreiben können. Mit einer besonderen Aktion anlässlich des Weltalphabetisierungstags am 8. September haben die VHS Neuss und das Schulverwaltungsamt der Stadt Neuss auf die Thematik aufmerksam gemacht. Sie laden Menschen jeden Alters ein, Lesen und Schreiben zu lernen.
Der Clou der Kampagne ist eine sprechende Glückwunschkarte zum Schulstart. Als kleine Botschaften werden die Audio-Karten in den nächsten Wochen an den Grundschulen an die Schulanfängerinnen und -anfänger verschenkt. Wer sie aufklappt, kann den Text lesen und ihn zeitgleich hören. Den Kleinen will die VHS mit den fröhlichen Glückwünschen Freude bereiten und sie motivieren, mit Spaß in den Schulalltag zu starten. Nach Hause gebracht und den Eltern gezeigt, sollen die Karten aber noch mehr bewirken. Sie sollen für das gesamtgesellschaftliche Problem sensibilisieren und die Menschen erreichen, die selbst mit Lesen und Schreiben zu kämpfen haben. „Erwachsene können auch Lesen und Schreiben lernen. Wir wollen Mut machen und bieten konkrete Hilfe in unseren Beratungen und Kursen an.“ So Dr. Marie Batzel, Direktorin der Volkshochschule Neuss. „Gerade der Schuleintritt eines Kindes kann für Eltern, Nachbarn oder Verwandte ein Anlass sein, selbst Lesen und Schreiben zu lernen,“ weiß Dr. Batzel.
Obwohl es heute mehr Verständnis in der Öffentlichkeit gibt, ist funktionaler Analphabetismus immer noch ein Tabuthema. Dabei muss nicht nur in nahezu jedem Job geschrieben und gelesen werden. Auch im Alltag ist Lesen und Schreiben essentiell. Trotzdem gibt es Menschen, die es über Jahre schaffen, ihre Lese- und Schreibschwäche zu verbergen. Oft werden bereits in der Schule Strategien entwickelt, um Unwissen verbergen zu können. Doch warum? Häufig fürchten sie bloßgestellt zu werden oder ihren Arbeitsplatz zu verlieren. „Volkshochschulen sind Orte des Respekts und der gegenseitigen Wertschätzung,“ bestätigt Dr. Marie Batzel. Deshalb seien es gute Orte, um mit dem Lernen zu starten, selbst für Menschen, die keine guten Erinnerungen an ihre Schulzeit haben, erklärt Dr. Marie Batzel.
Ausstellungen informieren
Flankierend zu der Glückwunschkartenaktion greifen gleich zwei Ausstellungen in Neuss das Thema Alphabetisierung auf. In der VHS im RomaNEum steht die Infoausstellung „Lesen und Schreiben öffnet Welten“. Sie will mit Fakten, Aussagen von Betroffenen und einer Übersicht über Angebote vor allem Multiplikatoren ansprechen. Mit der Wanderausstellung unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Öffentlichkeitsarbeit von Einrichtungen in der Alphabetisierung. Für die VHS Neuss buchstäblich eine Pflichtaufgabe. Bürgermeister Reiner Breuer eröffnete die Ausstellung am Weltalphabetisierungstag am 8. September 2022. „Ich freue mich, dass sich die VHS dieses Themas annimmt. Ich hoffe, dass die Erwachsenen, denen beides schwer fällt, Lust bekommen, es in der VHS zu lernen.“.
Die zweite Ausstellung ist im Sozialamt zu sehen. Für Viele kaum vorstellbar, hinterfragt die Plakatausstellung unter dem Titel „Wie lebt es sich in einer Welt ohne Buchstaben?“ das Leben der Menschen, die kaum lesen und schreiben können. Bildmotive zeigen tägliche Herausforderungen.
Mehr Informationen zur Beratung zum Lesen und Schreiben lernen, finden Sie auf einer Sonderseite der VHS.
Ein Bild für Ihre Berichterstattung finden sie in unserem Bildarchiv. (Foto: Bürgermeister Reiner Breuer, Dr. Marie Batzel, Direktorin der Volkshochschule Neuss)